Neuheit: IWC Ingenieur Chronograph Special Editions mit dem neuen Chrono-Kaliber

  • ...scheint ja hier irgendwie zu floppen das Modell :rolleyes:
    Bin mal gespannt wie das der Kunde in Übersee so sieht.
    Der häufige Designwechsel innerhalb der Modell Familien habe ich H.Kern schon öfters vorgeworfen.
    Zugegeben das Argument hat bei dem Erfolg der letzten 15 Jahre nicht viel Gewicht .
    Dennoch glaube ich, das langfristig eine so hohe Frequenz (wie bei keinem anderen Hersteller in der Richemont Familie) an wechselnden Designs nicht gut für's Markenimage ist.

    • Offizieller Beitrag

    ... so wie ich es verstanden habe, werden diese Chronos keine Modelle aus der aktuellen Ingenieur-Familie ersetzen - das ist also mehr eine Erweiterung (ähnlich wie die Portugieser Yacht Club bei den Portugiesern) als ein erneuter Design-Wechsel.


    Was spätestens mit der jetzigen Ingenieur-Generation klar wird, ist die neue Definition der "Ingenieur": Old School waren Attribute wie robust, zuverlässig, alltagstauglich, der Magnetfeldschutz war dafür immer das Hauptkennzeichen. Schaut man die Werbung der 50er/60er Jahre an, war die "Ingenieur-Welt" sehr nah an den tatsächlichen Käuferschichten, also z.B. Berufsbilder im Bereich Elektronik/Elektrotechnik. Mit der 3227er Generation von 2005 begann dann eine Verschiebung der Story - raus aus dem Labor und der Produktion, hin zum "Renn-Ingenieur". Die AMG-Modelle waren die ersten aus dieser "Racing"-Welt, die andere Marken wie insb. (TAG) Heuer oder mit Abstrichen Rolex sehr profitabel besetzt hatten. Damit einher ging der Wechsel zu den Chronos, die zwar typisch für Racing-Uhren sind, aber historisch nichts mit Ingenieur-Uhren zu tun haben. Das wird mit den üblichen Promi-Uhren angereichert (Hamilton, Rosberg) und nun mit einem pseudo-historischen Kontext abgerundet - Ingenieur-Uhren haben natürlich gar nichts mit den Silberpfeilen etc. zu tun, aber das es keine Newman / Siffert / McQueen / Rindt etc. -IWC gibt, muss man sich halt irgendwas aus den Rippen schneiden.


    In der aktuellen IWC-Markenwelt geht es also um "Renn-Ingenieure" - entsprechend wird ein 3785 Chrono auch gegen eine Daytona positioniert und die Rosberg, Hamilton etc.-Modelle gegen AP/Hublot. Die drei neuen Uhren sollen dann vermutlich in das Segment der normalen, historisch angehauchten Heuers zielen (auch preislich).


    Ob das aufgeht? Keine Ahnung. Ich finde die 3785 unabhängig vom Racing Tata ziemlich gelungen, auch die Hamilton hat was - der Bezug zu einer 666 oder 1832 ist allerdings dünn bis nicht vorhanden. Was wiederum 95% aller Käufer wumpe sein dürfte, denn die haben vermutlich noch nie eine Ingenieur mit Magnetfeldschutz in der Hand gehabt - die 3229 mal ausgenommen, die aber in der ganzen Kollektion nur noch wie ein einsames Überbleibsel für Traditionalisten wirkt...


    Gruß,
    Christian

  • aber das es keine Newman / Siffert / McQueen / Rindt etc. -IWC gibt, muss man sich halt irgendwas aus den Rippen schneiden.


    ....und darin liegt genau das 'Problem' in der 'Glaubwürdigkeit' bzw Authentizität der Marketing G'schichterl


    IWC hat durchaus Historie, nur werden die technischen Attribute ( wie am Beispiel Ingenieur =Robust/Magnetfeldschutz/Pellatonaufzug/Manufakturkaliber)
    heute durch Promis ersetzt und die Kernkompetenz des Zeitmessers ist ein G'schichterl, mehr nicht.


    Für die Kunden die die Marke schon über Dekaden kennen ist so etwas fürchterlich und ich kenne einige aus dem ehemaligen deutschsprachigen IWC Forum die das ähnlich sehen.


    Dem jungen Asiaten der heute erfolgreich ist und im VIP Bereich des F1 Zirkus und im privaten AMG Boliden den Duft der großen weiten und erfolgreichen Welt feiert hat mit so einer 'Racing Inge' wohl genau das passende Gimmick am Handgelenk


    Dieses ordinäre Ausschlachten von heisser Luft hat mich komplett von der Marke entfernt.
    Exupery,Plastiki,Top Gun,Spitfire,Cousteau,Darwin.....


    ....bin gespannt wie diese Uhren in 20-40 Jahren auf dem Sammlermarkt bewertet werden

    • Offizieller Beitrag

    ... naja, in 40 Jahren werden wir vermutlich nicht mehr im Uhrenmarkt aktiv sein ;) - wohl aber die Leute, die heute oder vor fünf Jahren angefangen haben. Und warum sollen die nicht in 30-40 Jahren versonnen an die "Hamilton", "Rosberg" oder (bei AP/Omega) "Schumacher" als Erinnerung an eine coole Zeit (die eigene Jugend) denken? Als Heuer irgendwelchen Rennfahrern eine Uhr in die Hand gedrückt hat, war das anfangs auch nur "heiße Luft". Erst mit der Zeit wurde das authentisch. Der Schlüssel dabei ist, dass man das Ganze nachhaltig macht. Wenn IWC also in 30 Jahren immer noch die Cousteau oder Darwin Foundation unterstützt - oder schwarze Keramik-Fliegeruhren als "Top Gun" verkauft. Irgendwann muss man halt mal anfangen mit Markenbildern.


    Es kann auch Sinn machen, "alte" Werte abzulösen - wenn sie einfach nicht mehr ziehen. Ich würde wetten, dass noch das mieseste moderne Flop-Modell aus den aktuellen Ingenieur-Kollektionen mehr Geld verdient hat als eine 500,000 A/h. Und wenn dann Omega die Magnetfeldschutz-Story komplett abdeckt, wird es schwierig (rentiert sich das übrigens für Omega? Zahlen die Leute dafür mehr?).


    Meiner Einschätzung nach wird es dann schwierig, wenn man zu viele Stories raushaut und nicht nachhaltig entwickelt. Dafür gibt es schon ein paar Beispiele - auch die Flip-Flop-Nummer bei der Ingenieur (Auto - Öko - Auto) ist so ein Kandidat. Und wenn dann gleichzeitig die Design-DNA über Bord geht, wird es schwierig. Z.B. die Racer Chronos sehe ich in einer Linie mit der 1832 und 3227:




    Die neuen Special Editions dagegen bringe ich damit überhaupt nicht mehr in Verbindung...


    Gruß,
    Christian

  • Wieder mal eine etwas tiefere und angenehme Diskussion und Sichtweisen
    Danke dafür, und ich teile viele Deiner Gedanken, möchte aber hier noch 2-3 Punkte ergänzen

    Und warum sollen die nicht in 30-40 Jahren versonnen an die "Hamilton", "Rosberg" oder (bei AP/Omega) "Schumacher" als Erinnerung an eine coole Zeit


    Diese Jungs sind dann 20-30kg schwerer :G und wohl nicht mehr ganz so häufig in den Gazetten zu sehen
    Fahrer wie Hunt/Rindt/Regazzoni/Ickx/Siffert/Peterson oder aus Hollywood Newman und McQueen waren schon zu Lebzeiten Legenden die (bei den meisten,leider :( ) mit dem Tod nur noch mehr zur Ikone wurden


    Als Heuer irgendwelchen Rennfahrern eine Uhr in die Hand gedrückt hat, war das anfangs auch nur "heiße Luft"


    Die F1 war in den 60/70 Jahren eine ganz andere Nummer als heut zu Tagen die Fahrer waren moderne Gladiatoren die bei jeder Fahrt mit dem Tod rechnen mussten
    die Fahrzeuge waren fahrende Bomben, also wirklich alles andere als 'heisse Luft'
    Und Jack Heuer war als Uhrenhersteller genauso authentisch wie die Piloten, das war alles eine ganz andere Zeit
    Die Zeitmess Instrumente hatten zudem eine ganz andere Bedeutung im Sport , da damals (zwar schon mit Lichtschranke) noch mit diesen gemessen wurde, also die 'story' hatte viel mehr Gewicht als in der heutigen digitalen Zeit



    Und wenn dann Omega die Magnetfeldschutz-Story komplett abdeckt, wird es schwierig (rentiert sich das übrigens für Omega? Zahlen die Leute dafür mehr?).


    Ich denke es ist für Omega keine Frage der Rentabilität, man macht es einfach weil man dazu in der Lage ist und somit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der Branche hat
    Wenn man sich das Lastenheft einer Sea-oder Speedmaster heute so anschaut wird es schwer , rein pragmatisch, zu Rolex-IWC-Panerai oder Breitling zu greifen

    • Offizieller Beitrag

    ... hier nochmal ein Link zu einem Bericht von der Pressevorstellung von Monochrome Watches:


    https://monochrome-watches.com…re-69000-movement-family/


    Das PR-/Design-Bla ist jetzt nicht so spannend, der Abschnitt zu den technischen Details schon: Richtig los geht es also offenbar Ende kommenden Jahres, wenn die neue Fertigung steht. Ich hatte als letzte News in Erinnerung, dass der Bau on hold war - scheint aber doch jetzt umgesetzt zu werden. Dort werden dann Kapazitäten für eine industrielle Fertigung von 30.000+ Werken entstehen für die Kaliberfamilien 69000 und 42000 - letzteres wird im kommenden Jahr eingeführt. Beide Werke sind auf die "Einsteigeruhren" unter 10.000 CHF ausgerichtet, die Familien 89000, 52000 und 59000 zielen auf 10.000+ CHF. Das alte Kal. 80000 aus der 3227 ist offenbar ohne Zukunft und wird aufgegeben.


    Ganz interessant ist auch die Aussage, dass man erstmal zeigen will, dass in so einer Losgröße ein Werk zu vergleichbaren Kosten wie die ETA-Fremdwerke gebaut werden kann. Wenn man mal von grob geschätzt 90.000-100.000 Uhren pro Jahr ausgeht, würde ich den nicht Inhouse-Anteil aktuell auf 60-70% (nach Stückzahlen) schätzen - allein schon durch die Bestseller Mark, Fliegerchrono, 3714 und dazu die Portofinos/Aquatimer. Da müsste man also mindestens 50.000 Werke zusätzlich bauen, um das abzudecken - für einen vergleichsweise kleinen Laden wie IWC ist das schon eine Ansage.


    Gruß,
    Christian

  • Folgerichtig ist das neue Werk für einen industrialisierten Herstellungsprozess optimiert...


    Herr Ihnen sagt dazu: “technically the cal. 69000 chronograph is not the most challenging for the watchmaker in me, but it is produced in a way that makes the engineer in me very proud”.