Feinmechanik in England

  • Da es stramm auf Weihnachten zugeht, machen wir doch hier mal einen Adventskalender der besonderen Art.


    Auf dem letzten Trip nach London gab´s verschiedenste technisch-feinmechanische Highlights an mehreren Orten zu bestaunen.


    Im Angebot wären :


    + Bletchley Park
    + Science Museum mit der Clockmakers Abteilung, wie auch der aktuellen Cosmonauts Sonderausstellung
    + Imperial Museum



    Die ersten Türchen gehen auf :





    Hier ist das berühmte Maschinchen




    und die englische TypeX Variante




    mit Rotorinflation





    Und so knackt man die Kiste :




    Ein schöner Rücken kann auch entzücken...




    besonders dekorierte "Rotoren"





    und von vorn : klack klack klack ....Aufzug vom Feinsten :jump:



    "La Bomba" :
    Keine Bombe, sondern der Spitzname für das Dekodiermonster, welches auf ursprünglichen Überlegungen der polnischen Abwehr basierte. Dem Gerücht nach saßen damals verschiedene Dechiffrierer in einer Eisdiele und futterten eine "Eisbombe"


    As seen in "The Imitation Game"




    demnächst mehr :wink:

  • Weiter geht´s mit ein paar Bildern von der Clockmaker´s Abteilung - ist ja schließlich ein Uhrenforum hier.


    Zugegebenermaßen hatte ich ein bisschen mehr erwartet. Vielleicht lag es auch daran, daß der Schwerpunkt sehr stark auf antiken Uhren im Bereich 18xx liegt., was historisch und fachlich betrachtet vielleicht wertvoll sein mag, mich aber persönlich nicht so wirklich geflasht hat.
    Es fehlten mir einerseits mal richtig alte Zeitmesser oder ausführliche Erläuterungen zur Zeiterfassung (sei es abgeleitet von Sonne, Mond, Planetenbahnen, was auch immer).
    Andererseits fand ich die Präsentation der neueren Modelle nicht immer absolut gelungen. Da dümpelte z.B. eine Omega Seamaster irgendwie in einer Vitrine herum, platziert wie im Schaufenster eines Handy Import Export Ladens am Bahnhofsvorplatz.


    Aber genug gemeckert, denn es gab trotzdem noch viele interessante Sachen zu sehen.


    Fangen wir vorne mit einer kleinen Sonnenuhr an:



    Neben "Wasserstandsuhren" (die sich kaum brauchbar photographieren ließen), war natürlich die Sanduhr lange Zeit das Mittel der Wahl





    Nun etwas Kurioses. Die folgende Uhr wird über einen Kippmechanismus angetrieben, der über den Labyrinthlauf einer Kugel gesteuert wird. Die Hoffnung des Entwicklers basierte darauf, daß die Kugel einen präziseren Lauf garantieren könnte als damalige klassische Werke.
    Das Gegenteil war leider der Fall, weil sich z.B. im Laufweg mit der Zeit Schmutz ansammelte, der zu mechanischen Ungenauigkeiten führte. Trotzdem ein schöner "Rohrkrepierer":





    In der nächsten Folge kommen dann ein paar Marinechronometer sowie mein Highlight:
    Eine Pseudo-Perpetuum-Mobile Uhr von Jaeger Le Coultre :ringel:



    Auf besonderen Wunsch hier noch ein kleiner Teaser auf´s Imperial Museum:


  • Als nächstes kommt ein Leckerchen, nämlich eine Uhr die für die Zeitansage in der Telefonie zuständig war, bevor es rein elektronische Lösungen dafür gab.


    Die Zeitansage wurde auf Glasplatten gespeichert und in Realtime mechanisch-analog abgespielt:






    Und für alle, die Nikolaus nicht abwarten können, hier noch ein kleiner Blick durchs Schlüsselloch auf den morgigen Wecker :



    :muffin:

  • So, hier kommt ein sehr interessanter Wecker, den wir als Spoiler ja gestern schon von der Seite anschauen konnten.


    Jaeger Le Coultre Atmos




    Die Uhr besitzt weder einen Handaufzug, noch Automatikwerk oder Batterie / Solarantrieb - und läuft trotzdem :schock:


    Schon im 18. Jahrhundert gab es Ideen, wie man eine Uhr nur durch externe Umwelteinflüsse antreiben könnte. Gerne wurden solche Konzepte als Perpetuum Mobile vorgeführt, da zunächst nicht ersichtlich ist, woher die Antriebsenergie kommen soll.



    Der Druchbruch gelang in den 20er Jahren einem Herrn Reutter, der die "Ur Atmos" erstmals zuverlässig lauffähig demonstrierte.
    Der Antrieb erfolgt über die Termperaturdifferenz der Umgebung. Dazu wird in einer Druckdose ein U förmiges Kippelement installiert, das früher mit Quecksilber und Ammoniak gefüllt war. Selbst kleine Temperaturveränderungen führten dann zur Bewegung der Flüssigkeit in den Glasröhrchen, die damit ein konventionelles Federwerk anreiben konnte.



    Das Patent ging später an Jaeger Le Coultre, die Funktionsweise der Uhr blieb jedoch bis auf Änderungen im Detail gleich. Heute wird die Druckdose mit anderen Materialien gefüllt - ich glaube es ist ein Monochlorethan/Luft Gemisch, welches sich bei höheren Temperaturen ausdehnt.


    Die Energie reicht immerhin aus, um ein Werk zu versorgen, welches speziell auf Reibungsarmut getrimmt ist (sogar eine Mondphase geht notfalls noch). Daher sind die Atmos Uhren auch alle gekapselt.


    Die Idee ist echt genial. :hut:

  • Ich hatte vorher keine Ahnung, daß solch eine Uhr überhaupt existiert.


    Aber die ist offenbar ganz normal bei JLC erhältlich, so im 10.000 Euro Bereich.


    Die Idee ist jedenfalls sensationell :G



    Hab jetzt noch ein paar weitere Exemplare anzubieten, aber dann geht´s weiter mit anderen Sachen, z.B. aus dem Imperial Museum.


    Die Uhrenabteilung ist ja auch nur eine von vielen im Science Museum. Wenn man ohnehin dort ist, sollte man natürlich mal vorbeischauen. Aber extra dafür nach London fahren würde ich jetzt nicht - für den Bletchley Park dagegen schon !

  • Hier haben wir auch noch etwas Schönes, eine Sektorenuhr aus britischen Lagezentren.





    Sinn und Zweck der Zwiebel war, die wichtigsten Parameter in einem Koordinatensystem darstellen zu können: Ereignis, Zeit, Ort, Kurs und Geschwindigkeit.


    Dazu wurden z.B. kleine Modellflugzeuge in verschiedenen Farben auf einen Kartentisch gelegt, um deren Positionierung festzuhalten. Gleichzeitig wurden aber die Farben der Uhrzeit angepasst, so daß man den zeitlichen Aktionsverlauf übersichtlich im Blick hatte.

  • So, ein bisschen was hab ich noch :



    1x Torpedolaufzeituhr.



    Eine echte "Explorer" Uhr einer Expedition (Ich glaube Mount Everest, kann aber auch Nordpol gewesen sein).




    Das war´s dann aber wirklich mit den Uhren. Auf der anderen Etage gibt´s noch vieles mehr zu sehen. Vor allem auch die Cosmonauts Ausstellung.


    Hier zum Abschluss aber noch was aus dem Standardprogamm : The eagle has landed...


  • Würde noch gerne ein paar Bilder von der Cosmonauts Ausstellung posten, die absolut sehenswert ist.
    Man sollte sich beeilen, da es keine Dauerausstellung ist und die gezeigten Objekte in der Form fast nirgendwo so zu sehen sind.


    Leider gibt es eine No Photo Policy von Seiten des Museums (angeblich wegen russischer Restriktionen), von daher lass ich das mal lieber bleiben, hier was einzustellen.
    Im Netz findet sich aber der ein oder andere Bericht. Die Lunochods , diverse Lander sowie Raumanzüge und Toiletten :G sollte man sich aber wirklich mal anschauen. Es lohnt sich.


    VG


    timus


    Weiter geht´s mit dem Imperial War Museum, aber nicht mehr vor Weihnachten.....

  • So , weiter geht´s wie versprochen mit dem Imperial Museum:


    Nachdem alles in London ziemlich teuer ist, muss man auch mal lobend erwähnen, daß der Eintritt in vielen Museen, von Sonderausstellungen abgesehen, kostenlos ist, so auch hier. :gut:




    "Feinmechanik aus Deutschland"...


  • Rohr 1-3 bewässern.
    Mündungsklappen öffnen.







    "Natürlich ist das´n Weihnachtsbaum, oder denkst Du, damit wird die Brücke getarnt oder was?"
    "Die Werftgarantie liegt bei 90 Metern. Naja, wir können auch tiefer.......Irgendwann ist natürlich Schluss."