P-Day #15 im Oktober 2016 in Berlin

  • Wie kommt es überhaupt so weit? Was ist passiert? Wie könnte das zugegangen sein?



    Nur mal ein paar Gedanken, wie es gewesen sein könnte:


    Es wurde eine überschaubare Anzahl dieser Uhren für militärische Zwecke damals hergestellt. Eine noch viel kleinere Anzahl schaffte es in einem halbwegs funktionsfähigen Zustand bis in unsere Tage. Für Sammler hatten die Uhren immer schon einen gewissen Wert, aber halt nicht viel. Liebhaberstücke eben.


    Dann kam Richemont und mit Richemont kam das Marketing, der Hype, die große Kohle und letzten Endes die sagenumwobene "Geschichte". Welche Geschichte? Ein paar arme Kerle, Taucher und Kampfschwimmer - die in diesen schlimmen Zeiten bestimmt lieber zuhause bei ihren Familien gewesen wären - mussten Kampfeinsätze durchführen und trugen dabei damals neuartige nachtleuchtende, radioaktiv strahlende Armbanduhren. Sie versenkten dabei Schiffe oder auch nicht, gingen dabei drauf oder auch nicht. Das war alles. Krieg halt.


    Zurück zum Hype und dem Wert der Uhren: die Anzahl der Uhren ist, wie wir ja bereits wissen, nicht beliebig erweiterbar. Aber es gibt vielleicht Teile und komplett marode Uhren die noch irgendwo verstreut sind. Da ein Gehäuse, ein paar Kronen, dort ein Crown Guard, Brücken, Dials usw. Auch Taschenuhren gibt es mit fast identischen Werken, wie sie damals in den Taucheruhren verbaut waren. Selbst Angelus-Werke sind beschaffbar. Und so eine Uhr ist 100k Euro wert. Es gingen auch schon welche für 200k über den Tresen. In ein paar Jahren könnten sie vielleicht gar eine halbe Million wert sein, wer weiß? Ja was macht man dann mit den Teilen? Man hält nach ihnen Ausschau, sammelt sie und... baut sie zusammen.


    Die Herstellerfirma sagt nichts, es hilft ja dem Hype und hebt den Umsatz der neuzeitlichen Modelle. Ja es werden sogar Rolex-Werke in irgendwelchen Lagern gefunden!!! (Wer das glaubt, glaubt wahrscheinlich auch an grüne Männchen). Ja und dann geht es weiter, es tauchen Uhren auf da und dort in Schubladen, alten Schuppen und weiß der Teufel wo noch. Und alle Uhren haben so eine tolle Geschichte, total spannend alles. Etwas für richtige Jungs eben.


    Und dann, irgendwann kommt da einer und beschäftigt sich mal richtig intensiv mit diesen Uhren. Er recherchiert. Er entdeckt Seriennummern von Gehäusen, die nicht mit den Werken zusammenpassen, er entdeckt Brücken die da so nie dran gewesen sein können an den Werken, falsche Sperrräder, nachträglich bepinselte oder gravierte Dials. Er fragt nach, er deckt auf, er macht sich unbeliebt. Bestimmt sogar sehr unbeliebt. Man rechne nur einmal den Wert aller existierenden VPs zusammen um zu ermessen, WIE unbeliebt er sein muss.


    Er ist aber nicht der Übeltäter, er ist nur die Nadel, die in die eitrige Blase der Gier sticht und es tut mir niemand auch nur in der geringsten Weise leid, der hier Geld verliert oder verloren hat. Denn was bitte rechtfertigt einen Preis für eine uralte, grindige Ranzzwiebel, der im Gegenwert einer Wohnung oder eines Einfamilienhauses liegt? Nichts. Gar nichts. Es hat einfach der gesunde Menschenverstand ausgesetzt. Die Blase ist durch Gier entstanden und wurde nun durch ebendiese Gier zum Platzen gebracht.


    Nichtsdestotrotz: Mir gefallen die Vintage Panerais, ich liebe diese Uhren. Ich kann mir zwar (zur Zeit wenigstens :bgdev: ) keine leisten, aber sie sind einzigartig für mich. Das Aussehen, die elegante Form, der Werkzeugcharakter, ihre Einfachheit sind es, die mich faszinieren. Der monetäre Wert macht sie für mich nicht anziehend, er interessiert mich nicht.


    Es ist wie mit meiner (einzigen) Immobilie. Der Geldwert ist nebensächlich. Ich wohne darin, das ist mein Wert.

    "Ein guter Anwalt mit einem Aktenkoffer kann mehr stehlen, als 10 Männer mit Maschinengewehren."
    - Aal Schablone -

  • Moin,


    Ich finde solche Analysen und im speziellen ein Urteil über die Käufer ein wenig überheblich.
    Ich glaube man lehnt sich zu weit aus dem Fenster wenn man jedem Käufer einer VP ausschliesslich Invest und Spekulation unterstellt.
    Wenn ich im Augenblick einen Warhol möchte oder einen (Original)Bugatti kaufe ich auch , spekulativ gesehen zu teuer.
    Aber es gibt immer noch Menschen die diese Dinge
    a) haben wollen
    b) es sich leisten können


    klar kommt immer hinzu ob es sich bei den vermeintlichen Stücken wirklich um 100% Originale handelt.
    Aber in der ganzen Diskussion wird immer seicht unterstellt dass die VP allesamt zusammengedengelte Ranzmöhren sind.


    Jemand der einen Oldtimer kauft nimmt doch gerade in Kauf dass das Fahrverhalten komplett ohne elektronische Hilfen ist und das man dies gar nicht mit zeitgenössischen Kfzeugen vergleichen kann.
    Ihm die Emissionswerte vorzuhalten oder die fehlenden Sicherheitsgurte wird ihm nicht davon wegbringen wenn er sich in das Objekt der Begierde 'verschossen' hat.


    Der Kreis der Besitzer von VP ist relativ überschaubar und es gibt noch einige die sich nicht auf p.com tummeln und den speziellen 'spirit' ostentativ pflegen.


    All die jenigen die den VP Besitzern Spekulation vorwerfen sollten sich mal an die eigene Nase fassen.
    Warum haben die stärksten Kritiker daheim selbst den Schrank voller zeitgenössischen Panerais?
    Oder trennen sich aktuell von 'Konvoluten' an Zubehör oder der eigenen 'Sammlung' oder setzen ausschliesslich auf Serien mit geringe (und geringsten Limitierungen)


    Die Leidenschaft hört meistens ganz schnell auf wenn's am Beutel zwickt ;)

  • ..oder so!


    Was mich bei Deinen Uhren immer wieder beeindruckt ist die Leuchtmasse die ja fast 'Fabrikneu' erscheint.
    Wenn ich sehe welches Farbspektrum man bei T aus den Pre-V Serien kennt von Sonnengelb bis Caramel.
    Was ist das Geheimnis? Wenig Tageslicht bzw UV Strahlung.