Unruhwelle für eine LACO B-Uhr mit Durowe D5 Anfertigen

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    Hallo,


    ich habe im Februar eine LACO B-Uhr erstanden die Uhr befindet sich in einem erstaunlich guten, fast


    Ungetragenen, Zustand. Was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Uhr eine gebrochene Unruhwelle


    hat. Lag sie auf dem Tisch mit dem Glas nach oben ist sie perfekt gelaufen... im Nachhinein betrachtet


    wohl sehr, sehr lang!! :lupe:


    Weil ich jetzt keine Lust hatte auf "die Gnade" einer Firma oder eines Teilehändlers zu hoffen (ich hatte


    beim Hersteller eine Absage bekommen) und eh schon lang keine Welle mehr gemacht habe wurde eben ein


    Werksatt-Tag eingelegt. :thies:


    Ich habe mich GANZ BEWUSST dafür entschieden das Werk NICHT aus dem Gehäuse zu nehmen da an dieser


    Uhr noch nicht viel gearbeitet wurde und ich es auch dabei belassen möchte. Alle Lager wurden mit etwas frischem


    Öl versorgt was bei dem absolut sauberen Werk völlig ausreichen sollte.


    Hier nun einige Bilder meiner heutigen Arbeit:





    Das obere Ende, an dem der Zapfen gebrochen ist, ist "Rostrot" weil es eben doch einige Zeit ohne die Führung


    im Lager gelaufen ist. :holly:



    Hier noch der Blick durch die Lupe: :lupe:



    Der abgebrochene Zapfen steckte auch noch im Lochstein/Lager.



    ...dann wollen wir mal...!



    Ausnieten der Welle und ein Stück geeigneten Stahl ausmessen.



    Vorgedreht wird auf der etwas größeren Schaublin 70. :lupe:





    Die feineren Arbeiten dann an der 8mm Drehbank.




    Hier drehe ich jetzt schon die Zapfen grob vor.



    Und noch der Blick durch die Lupe: :lupe:



    Der erste Zapfen ist soweit fertig und wird abgerundet.



    Das ist das Tool dafür:



    Die Welle ist jetzt auch schon gehärtet, wie man an der Farbe erkennen kann.



    Jetzt stehen nur noch einige Feinarbeiten an:



    Hier liegen die alte und die neue Welle beieinander.




    Das Aufnieten des Unruhreifes steht an.




    Die Welle sitzt perfekt... den Rundlauf habe ich geprüft und einjustiert ohne Bilder zu machen.





    Jetzt wird das erste Mal im Werk Maß genommen... um perfekt zwischen den Lagern zu laufen müssen dann noch


    wenigen 1/1000 Millimeter der Zapfenlänge angepasst werden.




    Sie läuft nach ganzen drei Versuchen perfekt Rund und leicht... Minutenlang. :)



    Jetzt nur noch geschwind die Uhruh komplettieren...



    ...und fast fertig.



    Jetzt läuft sie wieder... es ist immer wieder eine Freude zu sehen.



    Die Gangwerte sind, ohne jede weitere Korrektur, absolut perfekt, Amplitude von 310, Abfallfehler von


    0,1ms, und +003 Sek/Day, was will man(n) mehr? :jump:



    Ich hoffe euch nicht Gelangweilt zu haben.


    :wink:

  • Da kommen mir auch noch ein paar Fragen!


    Wie groß ist denn der Zapfen, der da abgebrochen war? Hast du nach Augenmaß gedreht, oder ausgemessen? Bei der Größenordnung kommt man mit dem Messschieber ja schon bald an seine Grenzen! :lupe:


    Welches Material nimmt man denn für so eine Welle? (Da hätte ich jetzt gerne ein paar Materialwerte, Stahl als Antwort genügt mir nicht! ;) )

  • Da kommen mir auch noch ein paar Fragen!


    Wie groß ist denn der Zapfen, der da abgebrochen war? Hast du nach Augenmaß gedreht, oder ausgemessen? Bei der Größenordnung kommt man mit dem Messschieber ja schon bald an seine Grenzen! :lupe:


    Welches Material nimmt man denn für so eine Welle? (Da hätte ich jetzt gerne ein paar Materialwerte, Stahl als Antwort genügt mir nicht! ;) )

    Hallo Marcel,


    der abgebrochene Zapfen war zwar noch da aber das Maß habe ich am anderen Zapfen und am Lagerstein


    genommen, es waren 0,08mm.


    Was den Stahl angeht so verwende ich Tamponstahl der speziell für Uhrmacher angeboten wird. Ich hinterfrage


    keine weiteren Angaben zu der Legierung das ist in der Uhrmacherei wohl etwas anders wie im Maschinenbau z.B.! :troest:


    Aus diesem Stahl werden schon seit vielen Jahrzehnten solche Teile gefertigt... das sollte also passen. ;)


  • Danke Steffen. Ich bin, was Zerspanungstechnik angeht, nur Theoretiker. Und auch das ist schon lange her, genauso wie die Werkstoffkunde. Da will ich nicht weiter nachbohren. Dennoch finde ich es sehr beeindruckend zu sehen, wie so etwas manuell gefertigt wird.
    Durchmesser von 0,08 mm heißt ja, dass du mindestens im 1000stel mm bereich genau fertigen musst, und selbst das wäre noch eine recht große Toleranz. Also eher 10.000stel mm.


    Hut ab! :hut:

  • hallo steffen


    was für ein grossartiger beitrag :gut: und die uhr ist natürlich auch nicht ohne :jump: … und diese skills :verneig:


    uhren zu bewundern und zu sammeln ist eins, sich so im detail mit ihnen zu beschäftigen ist die ultimative passion. vielen dank für die tollen bilder.



    gruss,


    jose