Eine Reise durch die Reise-Uhren: Welche GMT-Uhren nutzt ihr?

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uhrenfreunde,


    mit Komplikationen ist das ja immer so eine Sache - vieles ist technisch spannend, manches nett anzuschauen, im Alltag beständig nutzbar dagegen nur weniges. Eine Komplikation, für die ich wirklich öfters Verwendung habe, ist die Anzeige einer zweiten Zeitzone (manchmal sogar einer dritten) - sei es bei Auslandsaufenthalten oder weil man sich mit Kollegen auf anderen Kontinenten abstimmen muss.


    Entsprechend oft tauchte diese Komplikation bei mir in der Uhrenbox auf. Wobei ich einen ziemlich hohen Verschleiß hatte und die Suche nach dem wirklich richtigen Modell gar nicht so einfach ist...


    Deshalb hier als Start mal eine kleine Reise durch meine Erfahrungen mit GMT-Uhren - in chronologischer Reihenfolge (natürlich ;) :(


    Nummer 1: Fortis B-42 Offical Cosmonauts GMT 3 Zones



    Es fing an mit dieser Fortis - eine ziemlich massive Uhr (insbesondere das Band), bei der mir besonders das sehr nüchtern-technische Design gefallen hat, unterstützt durch die extrem gute Entspiegelung des Glases. Die Uhr hat ein ETA 2893 verbaut, d.h. die zweite Zeitzone (angezeigt durch den kleinen Zeiger) wird verstellt, während das normale Zeigerpaar die Heimatzeit anzeigt - also eine sog. "Sofa-GMT", da sie eher nicht zum Reisen, wohl aber zur Terminkoordination taugt. Die Besonderheit bei der Uhr war die doppelte 24h-Indikation, sowohl auf dem Drehreif als auch auf dem Rehaut. Dadurch konnte man tatsächlich zwei ferne Zeitzonen gleichzeitig abbilden, brauchte aber gute Augen. Preislich lag sie damals neu bei ca. 1500 Euro, zu bekommen war sie aber mit etwas Geduld um 1000 Euro. Trotz des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses gebührt dieser Uhr ein Ehrenplatz - es war die erste Uhr, die ich wieder verkauft habe ;) .



    Nummer 2: Omega Seamaster GMT 2538.20 "Great White"




    Die zweite GMT-Uhr war eine "echte" Reiseuhr und zwar die Omega Professional GMT - natürlich mit dem weißen Zifferblatt. Eine sehr coole Uhr, die ich zufällig bei Chrono24 entdeckt hatte und unbedingt haben musste. Als erste "richtige" Uhr hatte ich mir ja eine Omega SMP 300 2254.50 gekauft, insofern lag das Modell nahe. Die Uhr verwendet ein umgebautes ETA 2892A2 als Basis, das umgebaut zum Cal. 1128 die Anpassung der Hauptzeit an die Ortszeit ermöglichte, der rote Zeiger behält die Heimatzeit im Blick. Funktional top, nur die etwas verdeckte Krone erschwert die Bedienung. Auch diese Uhr war eine Premiere - mein erster Kauf im Ausland, damals musste ich über Galle den Kurier sogar noch zweimal umdirigieren (der Verkäufer pendelte als Arzt zwischen verschiedenen schwedischen Landgemeinden :kiki: ), hatte aber am Ende alles gut geklappt.


    Die ausführliche Vorstellung findet sich hier:
    Neuer Schwedenstahl in der Uhrengarage: Seamaster GMT aus dem hohen Norden...


    Gehen musste die Great White dann, um Geld für Nummer 3 zu beschaffen :wink:


    Nummer 3: JLC Master Compressor Diving GMT (44mm)




    Das war jetzt mein erster Ausflug in die preislich ambitionierten "Inhouse" Gefilde. Die Master Diving-Collection war eine Neubelebung der Taucheruhren bei JLC, vom Design her völlig jenseits der übrigen Kollektion, zudem in Titan und bis 1000m wasserdicht (tatsächlich getestet, da gibt es noch irgendwo ein Youtube-Video). Als Basiswerk dient das JLC Cal. 975D, von dem ich bis heute sehr überzeugt bin (ganggenau, robust, zuverlässig). Auch dies ist eine "echte" GMT Uhr, wobei die Heimatzeit eher dezent auf dem Subdial bei der 9 angezeigt wird. Das Highlight der Uhr ist aber die Anzeige zur Funktionskontrolle, eine weiß-blaue Scheibe, die eine fast hypnotische Wirkung hat. Dies ist übrigens die limitierte Version in 44mm, es gab noch eine unlimitierte in 46,3mm, die sich in Details auch beim Zifferblatt unterscheidet. Die Uhr kam damals von einem italienischen Konzi - trotz Bedenken lief das 1A (Transportzeit netto unter 15 Stunden Tür-zu-Tür mit UPS :gut: )


    Die ausführliche Vorstellung findet sich hier:
    Neuzugang: JLC Master Compressor Diving GMT


    Die MCD musste gehen, als die Navy Seals kam - wobei das Titanband blieb ;) .



    Nummer 4: Omega Seamaster GMT 2538.20 "Great White"




    Siehe oben ;) - das war die erste Uhr, die ich dann zum zweiten Mal gekauft habe. War eine gute Gelegenheit und ich hatte mich im Nachhinein geärgert, dass ich die erste verkauft hatte (und so teuer waren die damals ja nicht). Vorstellung habe ich mir damals gespart, warum sie wieder gehen musste, weiß ich leider auch nicht mehr (aus heutiger Sicht ein ärgerlicher Abgang). Allerdings war der Verkauf wieder ein Abenteuer: Das erste Mal in die Schweiz (inkl. Zollerklärung) und dann die Auslieferung bei fiesem Schneetreiben (aber pünktlich!) - übrigens ging sie an einen damals noch jungen Schweizer Uhrenfreund, der heute besonders durch seine freizügigen Avatar-Bilder bekannt ist in der Forenwelt (gell, Jörg :G ).



    Nummer 5: IWC Fliegeruhr UTC Ref. 3251-01




    Das überrascht jetzt nicht, dass natürlich auch IWC hier vertreten ist ;) . Die UTC gehört ja zu den klassischen IWC-eigenen Modul-Konstruktionen und ist auch eine echte Reise-GMT. Basis ist wie bei der Omega das ETA 2892A2, die Heimatzeit wird hier auf der Scheibe bei 12 Uhr angezeigt. Die UTC kam 1999 auf den Markt, gehört also zur gleichen Generation wie der Fliegerchrono 3706, dessen Stahlband auch kompatibel ist. Mit 39 mm schon etwas kleiner im Durchmesser, aber ein sehr klassisches Design. Irgendwie war aber bei dieser Uhr der Wurm drin - der Verkäufer war halbseiden, die Abwicklung inkl. Versand sehr nervig. Und dann kam eines zum anderen: Die Gangwerte waren anfangs mies, das konnte der Konzi-Uhrmacher richten. Das Band war nicht mehr tragbar und musste für teuer Geld ersetzt werden. War mir dann aber doch zu steifig, deshalb wurde noch eine Yacht Club I im Tausch gegen ein Pyramidenband geopfert - aber es half alles nichts. Ich habe die Uhr offenbar auch nie wirklich vorgestellt - das soll schon was heißen... :lupe: . Sie ging dann auch bald wieder weg - natürlich mit einem satten Verlust, um die Sache abzurunden :rolleyes:



    Nummer 6: JLC Master Hometime




    Das ist wieder so ein Fall: Im Prinzip hat die Uhr alles, was es braucht: JLC, tolles Werk, klassisches Design, sinnvolle Komplikation - und der Preis war auch gut, was mich letztlich zu einem Impulskauf verleitet hat. Aber das war wohl die erste Uhr, bei der ich schon nach dem Auspacken wusste: das wird nichts :rolleyes: ... Irgendwas fehlte mir da, wahrscheinlich war sie bei aller Perfektion doch etwas zu konturlos :grb: . Sie ging dann auch sehr schnell wieder weg, zu einem schmerzhaften Preis (wobei der Vorbesitzer noch mehr bluten musste). Einziger Trost: Bei der Uhr war noch ein Stahlband dabei, nachgekauft für 1.600 Euro und offenbar minimal benutzt :eek: . Durch ein durchaus pfiffiges Manöver konnte ich ein paar neue Anstöße bei JLC besorgen, so dass zumindest das Band noch eine sinnvolle Nutzung fand - an meiner Master Compressor Memovox ;) . Keine Vorstellung für diese Uhr...



    Nummer 7: Rolex GMT IIc 116710




    Aufgrund frühkindlicher Prägung (lange Geschichte, Stichworte: schwarzes Familien-Schaf, Luden-Benz, Brilli-Day Dates etc.) war Rolex eigentlich ein No-Go, zudem geht mir dieses ganze "verklebt", "Tresoruhr", "F/I/K-Serie, eine der letzten/ersten!" extrem auf den Senkel (auch heute noch). Aber da kann ja die Uhr nur bedingt was für ;) - doof fand ich an der nur die Lupe und die polierten Mittelglieder. Doch dann ergab sich eine gute Tauschgelegenheit, eine AT 2000 ging, die 116710 kam und zwar mit mattiertem Band, da hatte der Vorbesitzer die gleiche Idee wie ich :lupe: . Der Start war nicht einfach (ich trage die Uhr bis heute nicht bei Familienfeiern :wech: ), die Gangwerte nicht so doll und die Krone hakelig. Nach ein wenig Gewöhnung und der Hilfe des Stamm-Uhrmachers passte das aber wieder. Und so begleitet die IIc mich bis heute bei fast allen Reisen und Auslandsaufenthalten - fern der Heimat kennt mich ja keiner :G . Die Uhr ist von der Funktion her auch einfach top, da man sowohl die Reisefunktion (Heimatzeit über den kleinen Zeiger, Ortszeit als Hauptanzeige) hat, als auch über den Drehreif in der Heimat zumindest eine weitere Zeitzone im Blick behalten kann. Band und Lünette sind in der Generation auch durchaus wertig, von der unfassbaren Wertsteigerung mag ich gar nicht anfangen... ;)


    Eine Vorstellung habe ich hier gefunden (eigentlich mehr auf der zweiten Seite):
    http://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?f=4&t=51448



    Nummer 8: Omega Seamaster Planet Ocean GMT




    Nachdem die Rolex ziemlich fest im Sattel saß, wurde es im GMT-Bereich merklich ruhiger - bis die Omega PO GMT herauskam. Im Prinzip die perfekte Uhr: Das Design der Planet Ocean (genau meins, ich hatte auch schon den Chrono) und dazu ein Werk, das absolut top ist in Bezug auf Ganggenauigkeit und Robustheit. Entsprechend war ich hier früh dran und habe diese Uhr entgegen meiner Gewohnheiten neu gekauft. Aber irgendwie hat es nicht gepasst - die Uhr lief super, die Größe passte, eigentlich alles gut. Aber im Zweifel habe ich doch die 116710 für die Reise gegriffen. Warum? Die PO war einfach "zu neu", das passte nicht zum Reiseeinsatz, wo man doch immer etwas robuster mit der Uhr umgeht. Und zum anderen gibt es zwei kleine Abweichungen zu den anderen POs, die ich am Arm doch sehr störend fand: Sowohl die Lünette als auch das Zifferblatt sind tief-schwarz und sehr glänzend. Bei den Dreizeigern und Chronos ist die Lünette dagegen eher grau und ebenso wie das Zifferblatt matt. Nur Details, aber die machen dann doch den Unterschied. Eine Erfahrung, die mich übrigens auch von der Speedmaster DSOTM abgehalten hat, die live ebenfalls zu glänzend für meinen Geschmack ist. Die Uhr ging relativ schnell wieder, zum satten Verlust kam noch ein extrem abenteuerlicher Versand nach Bratislava, bei dem sich zuerst DPD und dann DHL komplett blamiert haben (erstere haben das falsche Paket abgeholt, letztere an die falsche Adresse ausgeliefert :gut: ) - ging aber nochmal gut.


    Die Vorstellung der Uhr findet sich hier:
    Früher als erwartet: Das moderne Omega-Dreigestirn komplett


    Soweit meine Reise-Uhren-Geschichte bis heute ;)


    Wer da mit eigenen Reiseuhr-Geschichten (längeren oder kürzeren :G ) einsteigen möchte, ist herzlich eingeladen :wink:


    Gruß,
    Christian

  • Sehr schöne Übersicht Christian :gut:
    Hat sich sehr gut lesen lassen :zeitung: und war sehr informativ für mich.


    Jetzt weis ich das ich mit meiner GMT Master 2 bestens gerüstet ist für die Dienstlichen Reisen ;) Ist ja auch eine absolute Klasse Uhr was den Tragekomfort angeht :bernd:


    Das einzige was mich noch als 2. GMt Uhr interessieren würde wäre nach eine weiteren GMT Master :G noch die Omega mit dem weißen Ziffernblatt, sieht wirklich sehr schön aus die Uhr.


    Also Danke hierfür :verneig:

  • Klasse Bericht


    Danke für die Mühe und für's Teilen :gut:


    Mir gefällt hier allerdings nur die Seamaster GMT :verneig:


    Bei Rolex empfehle ich Dir mal ne Vintage aus 65 ;)

  • Nach meinen Informationen ist es ein 2892 mit Modul - wahrscheinlich von einem der üblichen Verdächtigen, eher nicht von Ebel... (?)


    Ich fand Weltzeit- / Reise- oder GMT-Uhren schon immer reizvoll, da hätte ich auch noch ein paar. :G


    Eine mal hier, eine Longines Navigator Time Zone ltd. von 1994:



    Auch hier wieder ein Modul (Rehaut dreht mit, läßt sich aber verstellen), hier auf 2824.


    Gruß Heiner :wink:

  • Ahhhhh, Heiner, endlich mal wieder eine aus Deiner Longines - Kollektion! :gut:
    Sehr, sehr schön! :blume:


    @ Christian
    ... und wieder ein sehr stilvoller u. vor allen Dingen informativer Beitrag! :verneig:
    Vielen Dank dafür! :gut: