Vintage Memovox Kaufberatung

  • Hallo JLC-Forum,


    bin schon länger auf der Suche nach einer Vintage Memovox und dabei auf folgendes Angebot in der Bucht gestoßen:


    http://www.ebay.de/itm/UHR-Jae…in_77&hash=item4aec8b2d96


    Wie ist eure Meinung zu der Uhr, vorallem im Punkto Originalität?


    Ich habe mal gelesen, dass bei der Momovox oft Kronen nicht Original sind und die Ziffernblätter aus verschiedenen Uhren "zusammengeflickt" sind.


    Auf einen Frankenstein habe ich erhlich gesagt nicht allzu große Lust.


    Bei der Uhr aus dem Angebot sieht es für mich so aus, als ob die Leuchtmasse nachträglich aufgebracht wurde, was für mich ein K.O.-Kriterium wäre.


    Über Meinungen und Hinweise zur Uhr und der Memovox im allgemeinen würde ich mich freuen.


    Gruß

  • also, ich bin kein JLC Experte aber mir fällt auf, dass die Leuchtmasse des Minutenzeigers nicht gleich der vom Stundenzeiger ist. Es könnte sein, dass die beim Stundenzeiger schon raus gefallen ist. Auch das Dreieck hat eine andere Farbe als die Dots.


    Bilder vom Werk wären noch einmal nett zu sehen.


    Ansonsten finde ich die Uhr nicht schlecht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liber TS,
    wie Du schon erkannt hast, sieht es so aus, als seien die Zeiger schon mal bearbeitet wurden.
    Das Zifferblatt sieht o.k. aus.


    Leider gibt es kein Bild vom Werk, oder von den Kronen.
    Das Glas hat reichlich Kratzer.


    Was mich am meisten stört ist der Satz: DIE UHR LÄUFT
    Alle Fotos zeigen die gleiche Zeit an. Auch der Sek.-Zeiger bewegt sich nicht.


    Ich müsste schon völlig daneben liegen, aber die Uhr wird verkauft, weil man nicht bereit ist die Revi-Kosten zu zahlen.
    Auch ob der Wecker i.O. ist......kein Wort davon. ?????


    Wenn Du davon nicht zurückschreckst, dann kaufen.


    Aber, es muss viel an der Uhr gemacht werden. :schock:

  • Fehlt auf dem Blatt auf 6 Uhr die Swiss Markierung?? Ich kann da nichts sehen? Memovoxe werden schlimm verbastelt manchmal. Da muss man genau hinschauen, denn eine Revision ist nicht ganz so einfach. Ich rate auch nicht, eine Memovox einfach so über Versand auf Ebay zu kaufen. Wenn dann was nicht in Ordnung ist, ist man verloren. Hingehen, genau anschauen, austesten. Die Memovox ist eine meiner absoluten Favoriten, hatte schon einige davon und habe auch noch eine traumhaft schöne.
    Ein gutes frontales Bild wäre sehr nützlich, wo man auch sehen kann, ob die Swiss Markierung da ist.

    • Offizieller Beitrag

    ... was für die Uhr spricht, ist das Zubehör - Box und Papiere für eine 45 Jahre alte Memovox dabei zu haben, ist extrem selten.


    Zeiger und Kronen würde ich persönlich nicht ganz so kritisch sehen. Wenn die Uhr tatsächlich getragen wurde, dann sind das Teile, die bei einem ganz normalen Service getauscht werden. Das hat dann nichts mit "verbasteln" zu tun.


    Auf dem Zifferblatt kann man unten am Glasrand "T SWISS MADE T" erkennen, das ist also kein Indiz für Probleme.


    Was ich nicht ganz einschätzen kann, ist der/die Verkäufer(in). Den bisherigen Deals nach zu urteilen ist das eine jüngere Frau - dann scheint die Uhr aus einem Nachlass zu sein, denn da gingen immer wieder ältere Uhren weg. Allerdings, soweit ich das überblicken kann, sind alle anderen Uhren aus einer deutlich niedrigeren Liga gewesen. Ich würde hier aber keinen der üblichen Vintage-Bastler als Verkäufer sehen.


    Vom Bauchgefühl her würde ich die Uhr deutlich positiver sehen als viele der Memovox, die man sonst so sieht. Ich würde auf jeden Fall eine Revision mit einplanen, die hier sicher vierstellig kosten dürfte. Aber: Aufgrund der Box und Papiere hätte die Uhr soviel Potenzial, dass sich das vielleicht trotzdem lohnen könnte - denn eine wirklich perfekte und komplette Memovox gibt es nicht für 1000 oder 2000 Euro. Deshalb würde ich es vom Preis abhängig machen - wenn die nicht zu hoch geht und man das Geld für die Revision hat, warum nicht?


    Gruß,
    Christian

  • Ich muss gesten, vom ersten Eindruck her habe ich schon vermeintlich bessere Modelle gesehen, allerdings bin ich ein kleiner Box & Papiere fetischist. :bgdev:


    Wie Christian bereits angemerkt hat, ist dies bei einer mehr als 45 Jahre alten Uhr äußerst selten, und diese ist die derzeit vermeintlich einzige im Netz.


    Christian, was wären denn bei den von dir genannten vierstelligen Revisionskosten alles dabei? Lediglich die Überholung des Werks oder bereits neue Zeiger oder evtl. Ziffernblatt, Plexi usw. Habe im Punkto Revisionksoten leider keine Ahnung was dabei auf mich zukommen könnte... :grb:


    Eine Neo-Vintage wäre in Anbetracht der Unsicherheiten bzgl. Zustand und Revisionksoten eine vielleicht vernünftigere Alternative.


    https://www.chrono24.de/jaeger…3.htm&manufacturerIds=127

    • Offizieller Beitrag

    ... Revisionskosten lassen sich bei Vintage-Uhren immer sehr schwer schätzen, aber mal als Anhaltspunkt:


    Bei meiner IWC Ingenieur 866 aus dem gleichen Baujahr hat die Revision Mitte letzten Jahres ca. 1250 Euro gekostet, inkl. Zifferblatt, Zeigerpaar und Sekundenzeiger.


    Aber das muss man etwas mit Vorsicht genießen: Zum einen sind Anfang des Jahres nach meinen Informationen bei IWC (und vermutlich auch bei den anderen Richemont-Marken, also auch JLC) die Preise für Vintage-Revisionen deutlich erhöht worden - u.a. weil alle diese Uhren nur in der Schweiz bearbeitet werden.


    Dazu kommt, dass die Ersatzteillage bei IWC relativ gut ist und für gängige Modelle wie die Ingenieure neue Tauschblätter und Zeigerspiele auf Lager sind. Müsste das erst individuell gefertigt werden, kann das schnell sehr teuer werden. Du wirst auch nie ein Tauschblatt oder Zeigerpaar mit Tritium bekommen - das ist gesetzlich nicht mehr zulässig und die Restbestände (so überhaupt noch vorhanden) mussten vernichtet werden.


    Und noch eine Einschränkung: Nach meiner Erfahrung liegt JLC beim Service preislich noch oberhalb von IWC, bereits eine normale Memovox (z.B. die Compressor Memovox) kostet im Service ein Schweinegeld - ich meine mich da an einen Basispreis von 800 Euro zu erinnern. Das ist halt eine Komplikation, keine einfach Dreizeigeruhr - auch wenn die alten Memovox keine Tonfeder haben sondern einen einfachen "Rassel"-Mechanismus (ähnlich wie eine Vulcain Cricket).


    Andererseits würde ich jetzt Blatt und Zeiger auf den Bildern nicht so kritisch sehen - das muss man wohl nicht zwingend machen, ist halt Vintage und deshalb nie perfekt. Ein neues Plexiglas ist in jedem Revisionspreis enthalten.


    Und zumindest bei IWC würde man für eine Uhr mit Box und Papieren aus dieser Zeit (also z.B. Aquatimer oder Ingenieur) bestimmt einen ebenfalls vierstelligen Aufpreis zahlen.


    Fazit: Das muss man gut abwägen und umfangreich recherchieren, denn ein Risiko ist bei Vintage immer dabei - da kann man übel Lehrgeld zahlen, aber eben auch überraschendes Glück finden. Das ist bei neuen Uhren wesentlich berechenbarer - aber eben auch langweiliger ;) ...


    Gruß,
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    ... noch als Ergänzung: Googel mal nach "JLC E855" oder "Memovox 855", dann solltest Du einige passende Uhren zum Vergleich finden.


    Zum Beispiel hier (das ist der JLC-Moderator der Purists, der sollte wissen, was echt ist):


    http://jlc.watchprosite.com/sh…ovox-e-855-ebene-indexes/


    http://jlc.watchprosite.com/sh…ther-ebene-indexes-e-855/


    Noch ein Purists-Experte:


    http://jlc.watchprosite.com/sh…-choosing-for-next-week-/


    Und noch ein Link:


    http://forums.watchuseek.com/f…x-alarm-watch-716997.html


    Gruß,
    Christian

  • Hmmm, also vielleicht bin ich ja Paranoid aber für micht sieht es auf den Fotos aus der Bucht so aus, als ob nachträglich Leuchtmasse aufgetragen wurde.


    Warum?
    1. Die Leuchtmasse lechtet für so eine alte Uhr nach meinem Geschmack zu grell.
    2. Leuchtmasse ungleichmäßig aufgetragen. Man beachte den Index beim Datumsfenster.
    3. Bei dem Dreick, das zur Einstellung des Alarms dient, ist die Leuchtmasse ein runder Punkt. Bei den von Christian geposteten Links ist i.d.R. keine Leuchtmasse aufgetragen. Es sieht sogar so aus, dass unter dem Punkt noch die Spitzen eines Dreiecks hervorblitzen. :lupe:


    Ein paar Bilder mit Punkt am Dreieck hab ich dann allerdings doch gefunden, sieht aber z.B. bei der Uhr etwas feiner aus.


    https://www.chrono24.de/jaeger…3.htm&manufacturerIds=127


    Also wenn ich das so lese muss man bei der Memovox mit Revisionskosten i.H.v. 1.500 - 2.000 EUR rechnen. :eek:
    Natürlich schon heftig, da ich nicht damit rechne, dass die Uhr unter 1.500 € weggeht.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    ... 2000 Euro vielleicht nicht, aber 1000-1500 Euro kann das durchaus kosten - wenn man nur das Werk machen muss, vielleicht eher am unteren Ende dieses Bereichs.


    Was die Leuchtmasse angeht, bin ich mir nicht sicher: Du darfst nicht vergessen, dass die Leuchtmasse damals meistens von Hand aufgetragen wurde - da kann es durchaus zu Unregelmäßigkeiten kommen, perfekt war das nie. Die Arbeiterinnen in den Manufakturen haben die Leuchtmasse mit Pinseln aufgestrichen und zu besseren Haftung den Pinsel öfters mit den Lippen befeuchtet. Jahre/Jahrzehnte später hatte das ziemlich bittere Konsequenzen, weil nicht wenige dieser Arbeiterinnen an sehr häßlichen Krebsformen in der Mundregion erkrankten (gerade die Radium-Zeit in den 50/60er Jahren war da sehr problematisch)...


    Der Dot auf dem Wecker-Dreieck sieht tatsächlich sehr klecksig aus - kann sein, dass den nachträglich jemand auf Kundenwunsch drauf gemacht hat. Kann aber auch sein, dass der bei vielen Blättern anfing zu bröseln und deshalb entfernt wurde.


    Hier mal ein Original-Katalogfoto von 1972 - schwer zu erkennen, aber es könnte auch ein Dot sein bei der Memovox #6 :lupe: :




    Gruß,
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo lieber TS,
    je nach dem was am Werk gemacht werden muss, oder nicht, ergibt sich die Höhe der Revikosten.


    Diese älteren Uhren werden in der Schweiz einer Revi unterzogen. Auf jedem Fall bekommst Du einen KVA, wo aufgeführt wird was gemacht werden muss.
    Nach Abschluss der Revi sieht die Uhr dann aber aus wie neu.


    Die gesamte Unruheinheit bei der Reverso Classique kostet knapp € 400.-


    In Deinem Fall, eBay-Uhr 1, würde ich die Revikosten auf ca 1.200,- schätzen.


    Zu den Leuchtmassen, hier gibt es leider Menschen, die so eine Uhr zu einem Feld - u. Wiesenuhrmacher geben, nur um ein paar Euros zu sparen.
    JLC versetzt die Uhr in den Originalzustand zurück, wenn man es möchte.

  • Habe dem Verkäufer vor 5 Tagen eine Mail mit ein paar Fragen zu der Uhr gesendet.
    Eine Antwort habe ich leider nicht erhalten.
    Weil es ja immer heißt "buy the seller" werde ich von der Auktion meine Finger lassen.
    Mein Bauchgefühl passt einfach nicht...


    PS: morgen läuft die Auktion aus. Bin gespannt für wie viel sie versteigert wird. :grb: