Liebe IWC-Freunde,
wenn man so über die Jahre durch die Uhrenforen liest, trifft man immer wieder auf zwei Fragen, die in schöner Regelmäßigkeit in jedem Forum auftauchen: A. Was ist die optimale erste "gute" Uhr? und B. Welches Modell eignet sich am besten als Uhr für alle Tage?
Wirklich gute Allrounder-Uhren sind ziemlich rar gesät - nur wenige Modelle kann man zum Anzug ebenso wie zur Shorts am Strand tragen, sind gleichzeitig robust, wasserdicht und doch weder Klopper noch zu sportlich. Im mittleren Segment (was immer das heute ist), fallen mir hier immer drei Uhren ein, wenn mich jemand fragt: Rolex Datejust, Omega Aqua Terra - und IWC Fliegeruhr. Alle drei sind nicht zu groß, nicht zu hoch, haben ein Datum und sind gerade an verschiedenen Bändern (Stahl-/Leder) sehr vielseitig. Entsprechend gibt es diese Uhren seit Jahrzehnten, die Rolex und die IWC haben ihre Wurzeln sogar in den 1940er Jahren. Über die Jahre sind die Größen etwas gewachsen, das ZB-Layout hat sich verändert, auch die Werke haben gewechselt - aber man erkennt diese Uhren immer sofort auf den ersten Blick. Und jede Generation von Uhrenfreunde hat jeweils "ihre" Version der Uhr, die die einzig Wahre ist - das kann man an vier-, fünf- oder sechsstelligen Referenzen festmachen, Inhouse vs. ETA oder vorhandenen bzw. fehlenden Zahlen auf dem Zifferblatt .
Bei der IWC Fliegeruhr gibt es Verfechter für jede Variante, wobei zu jedem Zeitpunkt gilt "Früher war alles besser, alles ist besser als das aktuelle Modell, und das Modell davor war wirklich das letzte, was man noch kaufen konnte" . Die Mark 11 ist natürlich eine Legende, zudem mit dem unerreichten Kaliber 89. Die Mark XII war die Wiedergeburt der Fliegeruhr, zudem mit dem JLC-Werk, die Mark XV hatte genau die richtige Größe und noch alle Zahlen etc.
In dieser Tradition ist "meine" Variante die Mark XVI: Die richtige Größe mit 39mm, alles schön clean durch SL-Blätter und -Zeigerspiel sowie das doppelt entspiegelte Saphirglas und das Design strahlt klassische Moderne aus, wie sie sich auch heute noch in der aktuellen Kollektion findet. Wobei die aktuelle Version Mark XVII natürlich gar nicht geht - zu groß und mit dem Dreifach-Kasperdatum
Ein wesentlicher Grund für die Liebe zu vergangenen Modell-Generationen mag in der Erinnerung liegen: damals, als man noch ein junger aufstrebender Uhrenfreund war. Und vor allem damals, als Uhren noch fast geschenkt über den Ladentisch des servilen Konzis geschoben wurden. Wobei das mit den Preisen natürlich schon so eine Sache ist: Die Omega Aqua Terra kostet inzwischen 4.700 Euro, die IWC Mark XVII (am Stahlband) 5.700 Euro und die Rolex Datejust II ab 6.150 Euro - das verträgt sich nicht mit der Erinnerung an Zeiten, als diese Uhren ungefähr die Hälfte gekostet haben. Bei der Mark XVI ist das (zugegeben, an Leder ) erst 7 Jahre her - und bis Mai 2011 fing der Listenpreis mit einer 2 an (nämlich 2.980 Euro - aktuell kostet die XVII am Lederband 50% mehr, nämlich 4.300 Euro).
Ist halt Luxus, muss ja keiner kaufen - andererseits will man ja auch in Zukunft noch neue Kunden gewinnen und die fangen meistens nicht mit einer 5711 an. Es soll ja für viele Menschen tatsächlich einen Unterschied machen, ob eine Uhr 2.500 oder 5.000 Euro kostet, auch wenn das in manchen Schweizer Provinzorten anders gesehen wird ...
Ich habe die Preise übrigens deshalb noch so genau im Kopf, weil mich die Mark XVI schon seit Jahren begleitet. Und zwar nicht immer die gleiche - sondern inzwischen die vierte . Das ist eine klassische "On-/Off-Beziehung" - habe ich keine, muss ich unbedingt eine haben. Steht der Sinn nach einer Neuanschaffung, muss meist die Mark XVI wieder dran glauben. Einfach weil man sie schnell los wird und im Zweifel auch leicht wieder bekommt. Die Uhr ist auch ein Spitzenbeispiel für "Werterhalt": ich habe bisher bei jedem Verkauf mehr bekommen, als ich beim Kauf bezahlt habe - nur um dann beim nächsten Kauf wieder mehr zu bezahlen, als beim letzten Verkauf . So viel zum Thema "reich werden mit Uhren"...
Anfang des Jahres war es bei mir wieder so weit: Mir fiel nichts Besseres ein, als zu den gesammelten Raritäten und Hochpreis-Knallern mal wieder eine völlig profane "Brot- und Butter-Uhr" zu kaufen. Die Mark XVI ist nun wirklich gänzlich unverdächtig, irgendwie "aufregend", "polarisierend" oder auch nur "anders" zu sein. Trotzdem hat sie etwas, was mich zumindest nicht dauerhaft los lässt.
Vermutlich ist sie schlicht und ergreifend eine richtig gute "gute" Uhr - egal ob sie die erste und einzige oder die [sach ich nich ] Uhr in der Schatulle ist.
So viel Liebe ist sinnlos ohne Fotos - aktuell ist die XVI übrigens am Stahlband, vorher hatte ich sie nur an Lederbändern:
Tja, was soll man sagen: In diesem Stil gibt es inzwischen dutzende Uhren, viele kosten nur ein Bruchteil. Aber irgendwie klickt es nur bei der Mark XVI bei mir...
Gruß,
Christian