Statt Lego für die Kleinen, Seiko für den Großen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uhrenfreunde,


    auch wenn man inzwischen fast ausschließlich in das Segment der eher hochpreisigen Luxusuhren abgerutscht ist, hat doch fast jeder mal "klein" angefangen. In meinen jungen Jahren gab es da eigentlich nur zwei akzeptable Möglichkeiten:


    Entweder eine Swatch (natürlich möglichst irgendwas bunt und besonderes) oder etwas Japanisches (da gerne mit ordentlich Knöpfen und Funktionen). Meine allererste Armbanduhr war dann auch eine ganz simple Casio, im Metallgehäuse und einem vergleichsweise kleinen Display - aber ausreichend kompliziert, um jede Zeitumstellung wieder zum Abenteuer zu machen (die werte Mama hatte natürlich "Box und Papiere" entsorgt :rolleyes: , entsprechend fehlte auch die Anleitung). Inzwischen sind diese Uhren offenbar im Hipster-Segment wieder angesagt, bei mir reichte es nur bis zur Konfirmation.


    Zu dieser Gelegenheit kam die erste Uhr, die ich mir wirklich bewusst aussuchen durfte - gar nicht so einfach, selbst bei uns in der Kleinstadt. Nach längerer Recherche fiel die Wahl auf eine Citizen. Eigentlich altersuntypisch (aber schon ein erstes Warnzeichen für später ;) ) war das eine eher elegante und nicht ganz preiswerte Uhr (nach meiner Erinnerung um 150 DM). Ein rechteckiges, vergoldetes Gehäuse und eine sehr klassische, analoge Anzeige mit römischen Ziffern und dem Datum auf der 6. Dazu ein Lederband (auch nicht ganz anwendungsgerecht) mit einer Dornschließe - was sich später als fatal erwies...


    Diese Uhr war mein ganzer Stolz, leider fehlte so ein wenig die Erfahrung, dass z.B. ein Lederband auch mal ersetzt gehört. Anfangs hatte ich mehr Glück als Verstand: Die Uhr wurde mir nach zwei Jahren beim Sport gestohlen, tauchte aber tatsächlich wieder auf (die Dorfpolizei war bei uns noch auf Zack :gut: ), ein Jahr später hatte ich sie das erste Mal verloren - das Band war inzwischen am Dorn so ausgleiert, dass die Uhr einfach vom Arm glitt, was ich zum Glück noch rechtzeitig bemerkte. Allerdings ersetzte ich trotzdem das Band nicht (vermutlich wusste ich gar nicht, dass das geht...) und so kam es, wie es kommen musste: Ein paar Monate später war sie wirklich weg - einfach vom Arm gerutscht und trotze tagelanger Suche auf sämtlichen Schulwegen nicht mehr auffindbar. Das ärgert mich bis heute... :bash:


    Die nächsten Uhren hatten dann alle ein Metallband, Japaner waren nicht mehr dabei (Swatch, Junghans etc.).


    Jahrzehnte später stand ich vor ein paar Monaten mal wieder vor dem Problem, ein paar Gummipunkte abzubauen, die mir dankbare Kreditkartenfirmen angedient hatten. Normalerweise setze ich so etwas immer in Spielkram für den Nachwuchs um, aber nach einer etwas ungebremsten Lego-Einkaufstour (nicht ganz uneigenützig :zwitscher: ) gab es dafür vom Haushaltsvorstand ein deutliches Veto. Hmm. Wenn also kein Spielzeug für die Kleinen, dann eben für den Großen :G . Nun ging es da nicht um so riesige Summen, so dass die Optionen (auch angebotsseitig) sehr begrenzt waren. Allerdings: Durch eine aktuelle Preis-Aktion war z.B. ein Seiko 5 Sports möglich - warum also nicht mal zuschlagen?


    Ich kannte diese Uhren nur aus den Foren, wo ja regelmäßig das Preis-Leistungs-Verhältnis gefeiert wird. Die ziemlich große Modellvielfalt hat mich da zunächst etwas abgeschreckt, aber am Ende bin ich dann doch bei der Uhr gelandet, die ich im Kopf hatte: Eine Seiko 5 Sports SNZH53K1 "Glossy blue" (oder so ;) ). Das Design dieser Modelle gefiel mir am besten und die blaue Variante passte ganz gut zu meiner "Glossy black" (die allerdings aus Schweizer Landen).


    Ein paar Eindrücke zum Kauf - ich bin da ja nicht der erste, aber auch Wiederholungen schaden nicht ;) : Der Preis ist aus heutiger Sicht schon sehr günstig, vor allem wenn man über Jahre durch die abgehobeneren Preise der großen Manufakturen ganz andere Preisanker gewohnt ist. Am besten verdeutlichen das Vergleiche: Die Seiko kostet ungefähr so viel wie eine IWC Dornschließe oder ein Omega Nato-Band. Für ein 1,5fach Verlängerungsglied der AP RO (in Stahl natürlich :rolleyes: ) müsste man dagegen schon 2-3 dieser Uhren hinlegen - da darf man nicht zu genau drüber nachdenken...


    Entsprechend schwierig (oder einfach) ist die Bewertung, einfach weil der Preis so niedrig scheint. Andererseits kann man schlecht eine Fifty Fathoms als Vergleichsmaßstab ansetzen und jenseits der kleinen Gruppe von Uhrenbekloppten gelten ja 130-200 Euro für eien Armbanduhr schon als durchaus substantielle Investition - und so lange sind die Zeiten ja auch noch nicht her, wo man sich als Student aus einer Mischung von ja-Pizza und Dosen-Ravioli ernährt hat :eek: .


    Aber zur Uhr: Der erste Eindruck ist nicht schlecht - das Gehäuse ist sauber verarbeitet und durchaus nicht langweilig gestaltet. Es gibt sogar ein paar Wechsel der Oberflächenbearbeitung und statt gerader Dosenwände sind die Flanken leicht gewölbt. Das Band passt dazu, ohne viel Bling technisch einwandfrei gemacht - klappert nicht. Die Schließe hat eine simple, aber effektive Feinverstellung und eine doppelte Sicherung, da wird nichts vom Arm rutschen... Das Band ist noch verstiftet, das macht die Verstellung etwas nerviger, aber bei mir passte es sogar nur durch die Verstellung in der Schließe.


    Die Lünette bietet nicht den größten Widerstand und hat auch weder Minutenstriche noch SL-Belag, rastet aber sauber und ist ziemlich exakt ausgerichtet (was übrigens auch viele wesentlich teurere Uhren nicht hinkriegen...). Das Glas ist ein Hardlex, leicht bombiert und ermöglicht eine vernünftige Ablesbarkeit, zumindest bei gerader Draufsicht. Beim Zeigerspiel gibt es nichts zu meckern - groß, klar, gute Länge und problemlose Nachtablesbarkeit. Das Zifferblatt ist schlicht und ergreifend, wobei die Lume-Dots etwas mager sind. Zwei Sachen stören mich persönlich am Blatt: Das Logo hätte dieses "5 Sports" nicht gebraucht, ohne würde das Blatt wesentlich wertiger aussehen. Die zweite Sache ist das Datum: mit der Mehrfarbigkeit (Sa/So) kann ich nichts anfangen, zumal ja das Datum immer schwarz ist. Dafür gibt es aber deutsche Wochentage - auch das kriegt ja nicht mehr jeder hin...


    Die Rückseite der Seiko finde ich wesentlich weniger gelungen als die Front: Die Rille um den Schraubdeckel mit dem Glas ist ein ziemlicher Schmutzfänger, das macht es dem Poliertuch-Freund unnötig schwer :lupe: . Das Werk ist robust, wohl sehr langlebig und servicearm (-frei?) - schön ist es allerdings wirklich nicht. Eventuell wäre hier ein massiver Boden mit einer sauberen Gravur die bessere Lösung.


    Die Gangwerte sind bei meinem Exemplar so lala - die Uhr läuft täglich gut 25 Sekunden im Plus, das allerdings einigermaßen stabil. Offensichtlich also eher ein Problem der fehlenden Regulierung, vielleicht kann man das beim Uhrmacher genauer hinbekommen - wobei man da natürlich die Kosten im Vergleich zum Anschaffungspreis im Blick behalten muss.


    All das ist aber eigentlich alles sehr ordentlich und das Gesamtfazit entsprechend positiv - nur eine Sache fällt bei mir wirklich ins Gewicht: der fehlende Handaufzug. Wenn man ein paar mehr Uhren hat und die öfters wechselt (also auch am Tag mal 2 oder 3 verschiedene Uhren anlegt), dann haben Uhren mit einer kurzen Gangrserve immer einen Nachteil. Ist das Werk dann auf die reine Automatikfunktion beschränkt, macht es das nochmals unbequemer - andauernd an der Uhr herumzuschütteln ist jetzt nicht so meins.


    Dieses Problem dürfte aber wiederum nur eine kleine Randgruppe betreffen ;) , so dass auch aus meiner Sicht die "Glossy blue" eine ziemlich gute Wahl ist in ihrem Preissegment - da kriegt man schon für kleines Geld eine wirklich vernünftige mechanische Uhr, die mich optisch wesentlich mehr anspricht als z.B. die Sistem51 Versuche von Swatch.


    Wer nach all dem Text noch nicht aufgegeben hat - jetzt kommen tatsächlich ncoh Bilder ;)









    Soweit mein kleiner Ausflug ins "Japanische" - hatte auf jeden Fall einen höheren Spaßfaktor als eine IWC-Dornschließe ;) . Aber beim nächsten Mal wird es trotzdem ein harter Kampf gegen die Lego-Polizeistation :G


    Gruß,
    Christian

  • Toller Bericht Christian, ich hatte die auch auf dem Schirm...hab mich aber für ne Casio entschieden.
    Dir viel Freude an der 5. :blume:

    :dance: PAM 914, ROLEX 16570 BLACK DIAL, ROLEX 16570 WHITE DIAL, ROLEX MILGAUSS BLUE 116400GV, ROLEX 116600 SEA DWELLER 4K, ROLEX DAYTONA 116500LN, ROLEX SUBMARINER 14060, OMEGA ULTRAMAN, ROLEX GMT 16750 1984, ROLEX GMT 16710, OMEGA SPEEDMASTER 145.022 1978, ROLEX SUBMARINER 16610 LV, ROLEX EXPLORER 216570 WD, ROLEX EXPLORER 216570 BD, ROLEX 16600 SEA DWELLER, ROLEX 1665 SEA DWELLER 1981 :dance:

    • Offizieller Beitrag

    ... hier nochmal ein paar Bilder am Arm:







    Die Uhr sitzt eigentlich ganz gut, ist auch vergleichsweise leicht. Die Größe dürfte selbst für kleinere Handgelenke problemlos tragbar sein.


    Mit der Design-Geschichte dieser Reihe kenne ich mich nicht im Detail aus - es gibt ja diverse Modding-Varianten, mit der man diese Uhr optisch noch deutlich verändern kann. Ein naheliegendes Ziel sind dabei FF-Varianten - hier mal zum Vergleich die Blancpain:




    Die sieht schon deutlich anders aus, da kann man nicht von einem "Klon" oder Ähnlichem sprechen (falls das überhaupt gewollt war). Zumal man für den Preis bei BP nicht einmal das Bandwechselset bekommt :lupe: ...


    Gruß,
    Christian