Unterschiede bei Uhrwerken, hier 8 TageHandaufzug P.2002/9 vs. P.5000

  • Moin Panerai Freunde,


    kann mir jemand von Euch, aus Uhrmachersicht und verständlich ;) , erklären, was die Unterschiede im Alltagsgebrauch zwischen:


    P.2002/9 Hand-wound mechanical, executed entirely by Panerai, 13¾ lignes, 6,6 mm thick, 23 jewels, Glucydur® balance, 28.800 alternations/hour. Power reserve 8 days with indicator on the back, three barrels, seconds reset device, date. 246 components.
    &
    P.5000 Hand-wound mechanical movement, executed entirely by Panerai, 15 ¾ lignes, 4,5 mm thick, 21 jewels, Glucydur® balance, 21.600 alternations/hour. KIF Parechoc® anti-shock device. Power reserve 8 days. 127 components.


    sind und ob man eines als 'höherwertig' einstufen müsste. Aufgrund der Komponentenanzahl wäre dies ja das 2002, welches dafür aber auch dicker ist.
    Läuft es durch die höhere 'Schlagzahl' auch genauer?


    Tausend Dank!! :blume:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mark,


    im Alltagsgebrauch wirst Du sicherlich keine Unterschiede feststellen. Beide Werke sind sehr gut.


    Höherwertig....nun ja, ich sage mal so, das P.2002/9 ist komplizierter. Ob es dadurch hochwertiger wird..... :lupe: ?
    In meinen Augen liegt die Wertigkeit eines Werkes in der Tiefenfertigung, und da nehmen sich beide Werke sich nichts.


    Die Ganggenauigkeit liegt in der Regulierung des Werkes, nicht an der Schlagzahl, mMn, denn meine JLC mit 28.800 A/h läuft nicht genauer als meine BP FF mit 21.600 A/h.

  • im Alltagsgebrauch wirst Du sicherlich keine Unterschiede feststellen. Beide Werke sind sehr gut.


    Hast Du da Erfahrungswerte??
    Ich wäre vorsichtig mit solchen Aussagen.
    Fakt ist das es beim Kaliber 2002 (Thema Schieberegler,Suchfunktion!!) ja nicht wenige Probleme gab was aber mit der mechanischen Lösung der horizontalen Anzeige zu tun hatte.


    Die 'Schlagzahl' ist bei Panerai historisch gesehen natürlich immer Richtung 'slow beat' , da die ersten Cortebert Kaliber sowie auch die Angelus Werke 18000 Halbschwingungen besassen.
    Die Problematik bei der langsamen Schlagzahl ist dass diese Werke empfindlich auf Stösse reagieren (da sie ja primär für Taschen bzw Tisch-Borduhren vorgesehen waren)
    Später hat sich aufgrund dieser Problematik die Schlagzahl bei Armbanduhren auf 3 bzw 4 Hz etabliert.


    Zu den 2 verschiedenen 8 Tage Kalibern kann man schon allein aufgrund der reduzierten Bauteile des 5000er Kalibers davon ausgehen das auch der Herstellungsprozess bzw die Kosten einfach günstiger sind (deswegen auch der Unterschied im Endpreis der Uhren)
    In der Uhrentechnik hat sich meistens dias Motto 'je simpler desto besser' durchgesetzt , will heissen je komplexer ein Kaliber desto anfälliger und Wartungs- Kostenintensiver ist es auch.
    Traditionell ist ja Panerai immer recht 'plain & simple' gewesen und somit fällt das 5000er ja genau in diese Richtung

  • Hallo Mark,


    mit der P2002 Kaliber Familie verfolgte Panerai den Anspruch, sich als Marke auch im Bereich der Haute Horologie zu positionieren. Das Werk war das erste eigene Manufakturwerk der Marke und entsprechend aufwendig. Wie Jan schon schrieb, ist das P5000 bewusst als Manufakturwerk für den Einstiegsbereich in die Marke entwickelt worden mit klaren Kostenvorgaben.


    Das P2002/9 ist vom P2002 abgeleitet, aber sehr ähnlich. Die GMT-Anzeige entfiel ebenso wie Tag/Nacht-Anzeige, ist aber in der Grundkonstruktion verankert und auch die lineare Ganganzeige wurde verändert und auf die Rückseite des Werks verlegt. Das P5000 verfügt über keines dieser Features.


    Im Gegensatz zum P5000 besitzt des P2002 zudem
    - 3 Federhäuser (2 übereinander, 1 daneben) - dass P5000 hat 2 Federhäuser
    - eine Zero-Reset-Funktion (Sek. springt beim Ziehen der Krone auf 12 Uhr; wohl auf Basis des Patents von A.Lange & Söhne) - das P5000 hat einen normalen Sekunden-Stopp (beim Ziehen der Krone bleibt der Sek.Anzeiger einfach dort stehen, wo er ist).


    Last but not least ist die Finissierung des P2002 aufwendiger, was aber leider durch die Bauweise kaum bis gar nicht sichtbar ist durch den Glasboden.


    Ich persönlich halte die Entwicklung der P2002 Kaliber-Familie für den richtigen Schritt, um die Positionierung von Panerai weiter zu entwickeln. Beim P5000 hingegen hat Panerai aus meiner Sicht einen "Fehler" gemacht und durch die Einführung die Uhren mit P2002 Werken ein wenig "abgewertet".


    Die meisten Uhren-Käufer interessieren sich nicht übermäßig für die Technik in der Uhr und für viele ist ein 8-Tage-Werk gleich einem 8-Tage-Werk. Die Entwicklung eines Basiskalibers war schon völlig richtig, nur hätte es sich auch oberflächlich betrachtet viel deutlicher vom P2002 unterscheiden müssen - z.B. mit einer Gangreserve von 5-6 Tagen.

  • By the way fiel mir eben auf:


    von heute Morgen bis heute Abend hat der TS gerade 3 Antworten bekommen.
    Auf eine Frage nach der Ziffernblattfarbe der 232 gab es kürzlich innerhalb eines Tages 15 Antworten und auch jede Menge Photos.


    Das Thema Technik scheint für die Paneristi reine Nebensache zu sein :grb:

  • Interessante Gedanken, Ralf :gut:



    Ich finde aber nicht das das 5000er Kaliber das 2002er 'abwertet', da es für mehr Komplikationen konstruiert ist.
    Eher das 3000er, da es mit geringerer GR deutlich höher positioniert ist als die 'Einstiegsklasse' mit 8 Tage GR.
    Skelletiert wie in der Taschenuhr oder in div. LE's ist das 3000er natürlich ein Hingucker aber in der Standard Version eher eine 'plain Jane'


  • Klasse. Habe viel gelernt. :verneig:

  • Interessante Gedanken, Ralf :gut:



    Ich finde aber nicht das das 5000er Kaliber das 2002er 'abwertet', da es für mehr Komplikationen konstruiert ist.
    Eher das 3000er, da es mit geringerer GR deutlich höher positioniert ist als die 'Einstiegsklasse' mit 8 Tage GR.
    Skelletiert wie in der Taschenuhr oder in div. LE's ist das 3000er natürlich ein Hingucker aber in der Standard Version eher eine 'plain Jane'


    In Bezug auf die Technik bin ich bei dir.
    Meine Meinung bezog sich eher auf den Vergleich, den viele Interessenten stellen werden. Und die, die sich nicht für die Technik interessieren, werden beide Werke als 8-Tage-Werke sehen und den Preisunterschied wohl nicht nachvollziehen können.

    • Offizieller Beitrag

    By the way fiel mir eben auf:


    von heute Morgen bis heute Abend hat der TS gerade 3 Antworten bekommen.
    Auf eine Frage nach der Ziffernblattfarbe der 232 gab es kürzlich innerhalb eines Tages 15 Antworten und auch jede Menge Photos.


    Das Thema Technik scheint für die Paneristi reine Nebensache zu sein :grb:


    Dein letzter Satz trifft sicher für manche zu aber solche Personen gibt es doch bei jeder Marke, ob jetzt z.B. bei AP, Lange oder Patek. Dem einem reicht der Name und die Historie einer Marke, dem anderen das Design und einige suchen technische Inovationen.


    Man muss sich hierzu natürlich auch im Speziellen die Historie der Marke Panerai ansehen. Panerai verkauft noch dazu erst seit den frühen 90er Jahren Uhren für Jedermann.


    Lustigerweise war es gerade das P.2002 Werk, das mich 2008 auf Panerai aufmerksam gemacht hat. Der Uhrenvirus hatte mich gerade infiziert und ich hatte mir vor kurzem meine erste mech. Uhr eine Omega Speedmaster (Hesalit) gekauft. Den Ausdruck "Schieberregler" hörte ich hier auf der Watchlounge zum ersten Mal und ich fand die Technik bzw. Umsetzung der Gangreservenanzeige damals als Neuling(!) interessant, da ich sie so noch bei keiner anderen Marke gesehen hatte.


    Hier das damalige Video dazu ;)


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    Geworden ist es dann trotzdem "nur" eine 111 mit ETA Werk, doch die Zeiten und Listenpreise 2008 waren auch andere. Dann kam das P.9000 Werk, das glaube ich erstmals in der 312 verbaut wurde. Nach den anfänglichen Problemen bei den P.2002 Werken, vom Start weg ein wirklich solides Automatikwerk, dass mich in meinem Fall mit seiner Ganggenauigkeit überrascht hat (+1 Sekunde in der Woche).


    Aber ich denke schon, dass sich sehr viele hier für die Technik interessieren, wir haben doch alle einen Faible für mech. Uhren und die Handwerkskunst, die aus knapp über 100 Teilen ein mech. System zum Leben erweckt. ;)

  • By the Way...


    Hat das P.5000 wirklich einen Sekundenstopp...?


    Mir war so, als würde es bei gezogener Krone durchlaufen wie die Unitas Kaliber.


    Kann jemand Licht ins Dunkel bringen?



    Gruß,


    Oliver :wink:

  • Wehrtes wissendes Forum,


    Ich bin auf meiner Suche nach Informationen zum neuen P.5000 auf diesen sehr interessanten Faden gestoßen. An dieser Stelle erst mal meinen Dank an euch für die informativen Beiträge, hab dadurch schon wieder viel Neues erfahren.


    Mich treibt der Gedanke um, mir eine PAM mit P.5000 oder alternativ mit dem P.999 zu kaufen. Da es in diesem Thread hier etwas ruhig geworden ist, hoffe ich mit dem Wechsel zu einem anderen Kalibervergleich nichts kaputt zu machen. Falls ihr meine Frage hier doch unangebracht findet, lässt es mich bitte wissen.


    Also: Bei mir geht es ganz offensichtlich nicht um den direkten Vergleich von zwei Werken mit acht Tagen Gangreserve (P.999 hat nur 60 Stunden), als mehr um die qualitativen und konstruktiven Unterschiede zweier recht flacher Handaufzugswerke, die beide mit relativ wenig Bauteilen auskommen. Das P.999 lässt auf Grund seiner sehr dünnen und kleinen Abmessung natürlich eher den Bau von - sagen wir mal - Uhren für's weibliche Handgelenk zu. Aber ist das alles, was hier beabsichtigt wurde? Natürlich abgesehen von der Gangreserve. Sieht man bei Panerai in der langen Gangreserve, erzeugt durch ein zweites Federnhaus, den ausschlaggebenden Grund, sprich dadurch nennenswert bessere Absätze.


    Was meint ihr uns wo seht ihr die Unterschiede?

  • Wenn ich mich richtig erinnere, ist das P.999 eigentlich ein modifiziertes Piaget-Kaliber, welches in Modellen mit kleinerem Durchmesser zum Einsatz kommt.


    Wenn ich mich zwischen einem der beiden entscheiden müsste, wäre das P.5000 weit vorne.

  • Hall Tom,


    ja, modifiziertes Piaget-Kaliber glaube ich auch schon mal irgendwo gelesen zu haben, konnte es jetzt nur nicht wieder finden.
    Darf ich fragen: Warum wäre bei dir das P.5000 weit vor dem P.999? Piaget ist ja nun nicht gerade für minderwertige Kaliber bekannt.
    Liegt es am 8-Tage-Werk?


    Vielen Dank schon mal für die erste Antwort.

  • Piaget ist bekannt sehr flache aber präzise Kaliber zu konstruieren. Ein Attribut was jetzt nicht unbedingt notwendig erscheint um in einem Panerai Gehäuse zu werkeln, aber durch die Nachfrage der letzten Jahre eben auch 'feinere' Uhren zu präsentieren passt diese Liaison ganz gut.
    Auch das Werk der neuen 572 kommt das Micro Rotor Kaliber von Piaget zum Einsatz , welches der Uhr natürlich zu einem (für Panerai Verhältnisse) sehr flachen Gehäuse verhilft.


    Das 5000 Kaliber passt 100%ig zu Panerai. Ein robust und ohne Schnickschnack konstruiertes Kaliber was bei Vollaufzug (laut aktuellen Chronos Test) fast 10 Tage GR bietet :respekt: gewährleistet durch die 2 Federhäuser , ist eine leichte Gangabweichung erst nach ungefähr 5 Tagen zu verzeichnen.
    Bei den Leistungen kann ich gerne auf die viel erwähnte und erwartete GR Anzeige verzichten und nicht nur deshalb wäre für mich dieses Kaliber auch sehr weit vorne auf der Liste. :gut:

  • @ Jan und Tom,


    Vielen Dank für die guten Informationen und eure, durchaus nachvollziehbaren Argumente.
    Ich muss Anfang des Jahres unbedingt mal eine 42er PAM gegen eine 44er probieren. Ich trage mit einer Ausnahme nur 40 bis 42 mm und fühle mich damit bislang deutlich wohler, als mit den 44 mm meiner U1 von Sinn.

  • @ Jan und Tom,


    Vielen Dank für die guten Informationen und eure, durchaus nachvollziehbaren Argumente.
    Ich muss Anfang des Jahres unbedingt mal eine 42er PAM gegen eine 44er probieren. Ich trage mit einer Ausnahme nur 40 bis 42 mm und fühle mich damit bislang deutlich wohler, als mit den 44 mm meiner U1 von Sinn.


    Du musst Dich damit wohlfühlen!


    Ich bin allerdings auch der Meinung, dass ein Männerarm durchaus eine 44er Panerai vertragen sollte.


    Wenn Du Dich allerdings schon mit der U1 unwohl fühlst, könnte das auch mit einer Luminor eng werden...



    Gruß,


    Oliver :wink: