Liebe Uhrenfreunde,
wenn man sich nun schon eine gewisse Zeit mit dem Hobby beschäftigt und dabei meist etwas hochfrequent vorgeht 
, kommt man unweigerlich an gewisse Grenzen: Irgendwie hat man schon alles mal gehabt von den üblichen Kandidaten - und das, was man noch nicht hatte, kann man nicht bezahlen. Typischerweise weicht man dann in Nischenbereiche aus, insbesondere Vintage-Uhren bieten sich hier an. Da hat man jedoch das Problem, dass ein solides Fachwissen nötig ist - und zwar für jede in Frage kommende Marke gesondert, da die Fallen und Probleme immer wieder anders gelagert sind. Auch da konzentriert man sich deshalb schnell auf wenige Marken, so richtig Ahnung hat man meist nur von 1 oder 2.
Ein anderer Weg ist, einfach nochmal den Blick wieder etwas schweifen zu lassen und Hersteller näher anzuschauen, die man in der Vergangenheit nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Entweder, weil man mit den Uhren nichts anfangen konnte oder weil das Image der Marke nicht passte oder beides...
Dabei gibt es manche Uhrenmarken, die man eigentlich nicht schlecht findet, bei denen aber irgendwie kein Modell zu passen scheint. Bei mir wäre das z.B. UN, die mir von der Historie und der technischen Ausrichtung durchaus sympathisch sind, aber wo ich mit dem Design der Uhren absolut nichts anfangen kann. Auch Breguet habe ich immer wieder im Blick und kämpfe noch mit mir, ob mir nicht zumindest eine XXI gefallen würde.
Andere Marken sind irgendwo in einer "geht gar nicht"-Schublade gelandet und haben fortan einen schweren Stand. Aber: Man muss den Dingen ja auch mal eine zweite Chance geben. Letztes Jahr hatte ich einen ersten Versuch in dieser Richtung unternommen und mir eine Panerai zugelegt (312). Die ist zwar inzwischen schon wieder fort, war aber grundsätzlich gar nicht so verkehrt (nur zu kippelig). Da würde ich weitere Versuche auch nicht ausschließen, z.B. die 512 gefällt mir durchaus (ist mir allerdings noch zu teuer).
Ebenfalls im "Giftschrank" gelandet war bei mir lange Jahre Breitling - gut, der Navitimer ist ein Klassiker, aber selbst der hat ja ein ziemlich wüstes Design, bei dem das Zifferblatt einizg aus Zahlen besteht. Der Rest war in meinen Augen eine ziemlich grobe Mischung von expressiven Lünetten und schrägen Bling-Bändern. Das erste Mal positiv überrascht war ich von den Superocean Heritage-Modellen - das deutlich dezentere Vintage-Design gefiel mir besser, allerdings waren die am Anfang meist ziemlich riesig. Wirklich interessant wurde es dann mit der Lancierung des Transocean Chronos. Schönes, klassisches Design kombiniert mit dem Inhouse-Chrono-Werk - vielleicht nicht der Triumph an Modernität und Finesse, aber eben sehr funktional und robust abseits von jedem Silizium etc-Schnickschnack. Diese Uhr kam also ins engere Blickfeld - was mich jedoch etwas verstörte: Dieses Modell schien innerhalb der Breitling-Community (zumindest nach meiner Wahrnehmung als Außenstehender) nicht übermäßig gut anzukommen. Man findet sehr wenige Vorstellungen, nicht mal Bilder sind wirklich viele in den üblichen Foren unterwegs. Das muss ja einen Grund haben, dachte ich mir. So richtig finden ließ sich aber nichts - einzig der Preis wurde öfters als Kritikpunkt genannt und lag tatsächlich schon deutlich oberhalb der normalen Breitling-Gefilde. Diese Preissprünge sind halt ein Nachteil des "Manufaktur-Hypes", auch bei Omega gibt es ja ähnliche Diskussionen.
Bei verschiedenen Konzi-Besuchen kam dann noch eine weitere Einsicht hinzu: Glaubt man den Verkäufern, spricht das Design eher nicht den typischen Breitling-Fan an, sondern meist Leute, die sonst nichts groß mit der Marke am Hut haben und vielleicht eher einen JLC Master Control Chrono oder einen Zenith Chrono im Blick hatten - also Nasen wie mich.
Ich bin dann relativ lange schwanger gegangen mit der Uhr - zum einen, weil auch auf dem Gebrauchtmarkt nicht wirklich viel angeboten wird. Und zum anderen, weil ich mich erst mit einigen Details anfreunden musste. Das fängt mit dem Gehäuse an, das relativ lange Hörner hat (was die gefühlte Größe erhöht), die aber zumindest weit nach unten gezogen sind. Dann ist das Gehäuse nur komplett poliert, also keine Wechsel mit anderen Schliffen. Etwas schlicht, hat mich auch bei JLC öfters mal gestört. Andererseits kann jeder halbwegs begabte Uhrmacher so ein Gehäuse wieder zum Glänzen bringen. Die Bänder waren auch nicht so meins - Stahl ging gar nicht und das Fliegerband ist etwas arg grob sportlich-gepolstert für eine eher elegante Uhr. Schließlich das Blatt: Einfarbig wirkte etwas fad, bei den bi-color Blättern war ich unschlüssig und das blaue sah toll aus, kostete aber auch toll mehr und war gebraucht gar nicht zu bekommen. Überzeugung klingt anders...
Dann stieß ich jedoch auf ein lange gesuchtes Angebot, das preislich viel Risiko rausnahm - und dann muss man das einfach mal machen, um wirklich herauszufinden, ob es passt 
. Geworden ist es die Variante mit dem schlichten schwarzen Blatt und dem Lederband. Und was soll ich sagen: passt 
Die Uhr trägt sich gut, mit 43mm nicht zu groß und mit gut 14mm nicht zu hoch. Die Schließe ist zwar etwas fisselig, aber das Band ist doch überraschend ok. Die meiste Sorge hatte ich beim Zifferblatt - aber das lässt sich gut ablesen und hat gerade außerhalb greller Konzi-Strahler durchaus eine gewisse Tiefe. Die Funktionalität ist tadellos, die Gangwerte überzeugen ebenfalls. Dazu gibt es inzwischen marktübliche 70 Stunden Gangreserve, man kann also auch mal etwas durchtauschen. Bemerkenswert ist auch die fünfjährige Garantie, die Breitling auf Modelle mit Inhouse-Kaliber gewährt.
Und hier ist sie nun - meine erste Breitling:
Gruß,
Christian
P.S.: Einen kleinen Makel will ich allerdings nicht unter den Tisch fallen lassen: Die äußere Entspiegelung des Glases ist ziemlich mies - die hat schon mehr Spuren als damals mein völlig gerockte Cousteau Diver. Das ist mir inzwischen auch bei anderen Uhren auf Fotos aufgefallen - da besteht also nochmal deutlicher Handlungsbedarf...
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