Alles anzeigenMit Verlaub, aber Du verkennst vollkommen, was alles zu einem Produktpreis gehört.
Bei ner 13.600 Euro teuren 15400 gehen schon mal 2171,43 € Steuern an Vater Staat. Bleiben noch 11428,57 Euro. Händler im Luxuswareneinzelhandel haben gut und gerne eine Marge um 45% bis an die 50% und brauchen auch die für den Unterhalt der Geschäfte, des Personals und natürlich wird auch mal Discount gegeben. Treffen wir uns in der Mitte bei 47%, bleiben als Händler EK noch 6057,14 Euro.
Das heißt, AP müsste ne 15400 zu knapp über 6k zum Händler bringen. Davon muss aber noch internationale Logistik zu was vermutlich um 5%, Rückstellungen für Gewährleistungen um 3%, Umlage von Entwicklungskosten und die Vorfinanzierung dieser um 18% bezahlt werden. Damit die Kundschaft nicht meckert, muss man noch in Qualitätsprüfung investieren, 3% sind schnell weg. Dann will der Hersteller noch einen guten Gewinn machen, 16% vor Steuern sind da nicht unrealistisch. Und die aufwändigen Prospekte, Broschüren, Kataloge, Marketingmaterial für Händler, Messeauftritte, Werbebotschafter usw. müssen davon auch noch bezahlt werden. Jedem Deppen, der die Uhr dann eh nicht kauft, einen in der Herstellung gut 10-15 Euro teuren Katalog in Mehrfarbhochglanzdruck in die Hand zu drücken, schlägt ins Konto. Verschlingt mal gut und gerne 25-30%. Treffen wir uns auch hier in der Mitte bei 27,5%.
Bleiben noch 1590 Euro für die Herstellung der Uhr. Davon muss Material bezahlt werden und alles produziert werden. Jetzt wiegt allein der Rotor gut 21,5g in 22k Gold, macht alleine gut 530 Euro Materialwert. Stahl fürs Gehäuse und Band vielleicht 2 Euro, das kost nix.
Also sind nicht mal 1300 Euro für die eigentliche Herstellung der Uhr übrig, wovon Personal, Lohnnebenkosten, Abschreibungen für Maschinen, laufenden Unterhalt für Maschinen, Kaufteile, anderweitiges Material, Produktionsgebäude, Versicherungen dafür, Verwaltung usw. bezahlt werden müssen. Wenn man mal ganz realistisch betrachtet, wie viel Wertschöpfung bei einer echten Manufaktur im eigenen Haus vollbracht wird, die weit die Herstellung immer noch händisch ist und wie aufwändig (!) viele Produkte sind, dann ist das nicht viel Geld.
Will man was edleres, muss man eben mehr Geld ausgeben. Von übler Abzocke sind Uhrenhersteller aber noch weit entfernt.
Ich habe jahrelang nichts anderes gemacht, als Preise zu kalkulieren. Zwar in einer anderen Branche, aber durchaus nicht unverwandt und teilweise auch in direkten Projekten mit Uhrenherstellern. Die goldene Nase, die alle immer unterstellen, wenn sie mit einer 80 € Swatch vergleichen, verdienen sich Hersteller von Luxusuhren wahrlich nicht.
Klasse Beitrag Max, sehr interessant und einleuchtend...