Qualität - bis hin zum kleinsten Teil

  • Hallo liebe Freunde,


    die wahre Qualität einer Armbanduhr offenbart sich u.a. darin, wie viel Mühe sich eine Marke auch
    in Bereichen gibt, die niemals durch einen Besitzer / Benutzer gesehen werden.
    Oder aber bei Bauteilen, die maximal ein Uhrmacher mal in die Hände bekommt respektive damit
    arbeitet.


    Hier seht ihr mal das kleinste Bauteil einer Parmigiani:



    und etwas näher:




    So eine winzige Schraube ist ja eigentlich auch unspektakulär. Allerdings ist diese
    Schraube für die Qualität einer Uhr ebenso entscheidend, wie andere und größere
    Bauteile.


    Und daher macht Parmigiani auch diese kleinsten aller Teile lieber selber:



    Das ist Elwin, eine Tochter von Parmigiani.


    Übrigens dauert die Herstellung dieser oben gezeigten winzigen Schraube
    gut eine Minute. Einer einzigen Schraube!


    Warum es auch bei diesen Schrauben auf höchste Qualität ankommt werde ich
    Euch in meinem nächsten Beitrag über Parmigiani in den nächsten Tagen schildern.


    Btw. merkt ein Uhrmacher beim Einschrauben einer solchen Schraube durchaus,
    ob diese Schraube Spitzenqualität ist oder nicht. Per Gefühl.


    Beste Grüße!


    Sascha

  • Elwin baut auch dieses Teil hier:




    Ist aber nicht für Parmigiani. ;) Im Rahmen freie Kapazitäten stellt man seine Kompetenzen auch
    anderen Top-Marken zur Verfügung.


    Hat jemand eine Idee, aus welcher Uhr dieses Teil bekannt ist?


    Gruß!


    Sascha

  • So, wie bereits weiter oben angekündigt hier ein kleiner Bericht über die Herstellung
    kleiner Drehteile bei Parmigiani.
    Klingt unsexy, ist aber sehr spannend wenn man sieht, wie viel Mühe in derart
    kleinen Bauteilen steckt wie z.B. in winzigen Trieben oder Schrauben.
    Und wenn man erkennt, dass auch dabei erhebliche Qualitätsunterschiede zu finden sind.


    Hier zwei Beispiele




    Parmigiani stellt bei Elwin in Moutier, seit 2001 einer 100% Prozent-Tochter, diese kleinen
    Teile her und gibt sich dabei die selbe Mühe, wie bei allen Bauteilen einer Uhr.




    Hergestellt werden diese Winzlinge auf beeindruckend großen Maschinen von Tornos,
    die von Elwin allerdings modifiziert worden sind.




    Mittlerweile hat man bei Elwin seine Kompetenz sogar in die Entwicklung neuer, computergestützter
    Maschinen.




    Alles beginnt mit dünnen, meterlangen Metallstangen aus Stahl oder Messing, die über eine Art Magazin
    in den Maschinen zugeführt werden



    Die alten Drehmaschinen arbeiten mit sog. Kurvenscheiben.



    Eine Art Taster fährt an den Kurvenscheiben entlang und steuert darüber die
    Werkzeuge der Maschine.



    Es sind also alle Spezifika einer herzustellenden Schraube wie die Gewindesteigung und der Flankenwinkel
    in diesen Kurvenscheiben programmiert.



    Die Arbeitsschritte (= je eine Kurvenscheibe) können parallel oder nacheinander
    abgearbeitet werden, je nachdem, wie sie platziert werden. Die Kurvenscheiben
    drehen sich und die Taster reagieren dann auf Höhenänderungen der Schieben
    und steuern je ein Werkzeug an. Jede der hintereinander montierten Kurvenscheiben
    steuert ein einzelnes Werkzeug an.


    In diesen Drehmaschinen drehen sich die Metallstangen und die Werkzeuge sind starr eingespannt.



    Jedes dieser Werkzeuge wird bei Elwin selber hergestellt und kostet meist über 100 Euro pro
    Stück




    Hier Werkzeuge und Rohling in Aktion




    Die Werkzeuge sind rund um den Rohling platziert und werden jeweils direkt von den
    Kurvenscheiben angesteuert (s.o.)



    Die fertigen, winzigen Teile schwimmen nach dem Abtrennen vom Rohling in Öl
    in einen Auffangbehälter



    Denn ein starker Luftzug würde diese Teile einfach weg wehen.



    Hier mal Bilder einer Computersimulation, welche die Herstellung einer
    solchen Schraube darstellt:


    Der Ausgangszustand, die Metallstange



    und hier nun die fertige Schraube:



    Und selbst in den Zeiten moderner Computertechnik ist die Kontrolle der Bauteile
    auf die gezeigte Art durch nichts zu ersetzen




    Doch was macht nun den Qualitätsunterschied bei z.B. solchen Schrauben aus?
    Bei diesen winzigen Teilen?


    Nun zum einen dauert die Herstellung derart winziger Teile wie ganz oben gezeigt gut eine
    Minute pro Teil.
    Das ist viel! Andere schaffen dass in deutlich weniger als der Hälfte der Zeit.
    Die Bearbeitungsdauer resultiert aus der Anzahl der Arbeitsschritte. So schneidet
    Elwin das Gewinde nicht einmal, sondern drei bis vier mal und glättet die Kanten.
    Das merkt der Uhrmacher beim Einschrauben deutlich.
    Und Elwin stellt diese Teile in einem Arbeitsgang her, d.h. bei einer Schraube werden
    Gewinde und Kopf geschnitten, ohne, dass umgespannt werden muss.
    Daher sind Schraubenkopf und Gewindeteil auch exakt in einer Achse.
    Ein Umspannen der halb fertigen Schraube nach dem Schnitt des Gewindes und vor dem
    Schneiden des Kopfes wäre einfacher und billiger. Aber dabei können Toleranzen beim
    Einspannen dazu führen, dass Kopf und Gewinde nicht in einer Achse laufen.
    Dann würde der Schraubenkopf beim Einschrauben "eiern".


    In der Summe hat also die Qualität einer Schraube schon Einfluss auf die Qualität
    der gesamten Uhr.


    Die ganze Mühe und die wesentlich höheren Kosten lohnen sich also auch für den
    Käufer einer Uhr.


    Und Parmigiani produziert, wie bereits oben angedeutet, auch für andere Top-Marken, die sich
    die Kompetenz bei Parmigiani zu nutze machen.


    Noch ein paar Impressionen von Elwin:











    Qualität und eigene Kompetenz lohnt sich also bis ins kleinste Detail!
    Und es gibt nur sehr wenige Marken, die sich so eine Fertigungstiefe leisten.


    Alles dafür, damit wir unsere Parmigiani Uhren möglichst lange und sorgenfrei
    tragen können!


    Beste Grüße!


    Sascha
    dass der Schraubenkopf

  • Hallo Sasche,


    deine Berichte über Parmigiani in Ehren, aber was passiert wenn die Sandoz Stifung mal kein Geld mehr rein pumpt ? Was passiert dann mit der Marke ? Es besteht ja zweifelsohne eine starke Abhängigkeit von Sandoz. Man hängt sozusagen am Tropf von Sandoz. Das sollte man nie vergessen...


    Ich hab mir neulich auch eine Pershing gegönnt. Es ist eine phantastische Uhr keine Frage. Nur bitte eine wenig die Kirche im Dorf lassen. Andere Mütter haben auch schöne Töchter. Manchmal hab ich den Eindruck, wenn ich hier deine Beiträge lese, als wäre Parmigiani das Maß aller Dinge am Uhrenhimmel. ..


    Deine Berichte sind sehr interessant, keine Frage. Aber manchmal hab ich eben den Eindruck, daß du eine Art Parmigiani Staubsauger-Uhrenvertreter bist.....


    Wie gesagt, ich hab selber eine. Bin super damit zufrieden. Auch der Service macht einen Top Eindruck. Alles OK...Nur was Parmigiani kann, können sicher auch noch andere.


    Der einzige Kritikpunkt den ich wirklich habe sind die Boxen. Die sind verglichen mit anderen Herstellern in diesem Preissegment einfach nur amateurhaft und billig gemacht. Das muß man einfach sagen. Zu einer Uhr im 15000 Euro Bereich gehört einfach auch eine tadellose Box die die Uhr wieder spiegelt. Da müßen die auf jedenfall noch viel dran arbeiten....

  • Hallo Amvox 2,


    vielen Dank für Deine Gedanken, an denen man sehen kann, dass
    Du dich bereits intensiv mit der Materie beschäftigt hast!


    Ich bin mit Nichten einffizieller Vertreter von Parmigiani.
    Ich bin lediglich ein Liebhaber der Marke und Moderator dieses Forums.
    Und ich bin von dem Konzept überzeugt da es authentisch ist.
    Nach vielen Jahren als IWC-Moderator geht mir nämlich das Geschichten erzählen
    einiger Marken, die extrem viel dazu kaufen, ehrlich gesagt auf den Zeiger.


    Die Sandoz-Stiftung hat zweifelsohne viel investiert. Durch ein sehr kluges Konzept,
    freie Kapazitäten aber an andere Top Marken, auch aus Deutschland, abzugeben
    und für diese Uhrwerkteile, ganze Uhrwerke, Zifferblätter, Gehäuse, Drehteile etc.
    zu fertigen ist der wirtschaftlicher Erfolg von Parmigiani nicht nur von den Verkaufszahlen
    der eigenen Uhren abhängig. Man steht auf mehreren, stabilen Füßen.
    Daher hat Parmigiani wohl kaum wirtschaftliche Probleme. Die Ziele der Stiftung sind u.a.
    die Förderung von schweizer Unternehmergeist und sie sind langfristig gesteckt.
    Und der Umstand, dass Parmigiani die o.g. Teile für z.B. A. Lange & Söhne und Patek
    Philippe fertigt zeigt wohl mehr als deutlich den Qualitätsstandard bei Parmigiani.
    Mittlerweile nimmt man gar keine externen Kunden mehr an, so ausgelastet ist die
    Produktion.


    Auch habe ich nahezu alle Marken, z.T. mehrfach, besucht und sehr genau hingeschaut.
    Daher weiss ich, dass es vielleicht noch drei oder vier andere Marken gibt, die eine derartige
    Fertigungstiefe selber schaffen und damit derart flexibel sind.
    Bei welcher Uhrenmarke im Top-Segment kannst Du Dir denn z.B. eine Uhr nach den
    eigenen Wünschen bauen lassen? Und ich meine keine, die dann einen sechsstelligen
    Euro-Betrag kostet. Jede Tonda 1950 kann man so individuell bauen lassen.


    Parmigiani baut ausser dem Lederband, dem Safirglas, den Dichtungen und den Lagersteinen
    alles selber an und in den Uhren.
    Wer kann das ehrlich noch von sich behaupten?


    Gruß!


    Sascha

  • Hallo Sascha,


    wie gesagt ich gebe dir ja in vielen Dingen recht. Meine Pershing ist auch zur Zeit meine absolute Lieblingsuhr, aber ich sehe schon eine gewissen Abhängigkeit von der Sandoz Stiftung. Fakt ist in meinen Augen einfach, wenn kein Geld mehr von Sandoz kommt sieht es erstmal düster aus. Klar kann dann eine Konzern wie Richemont einspringen und die Marke übernehmen. Aber es steht und fällt alles mit Sandoz. Und irgendwann wollen die mit Sicherheit auch mal Gewinne sehen sonst macht es keinen Sinn weiter Geld zu geben. Das ist einfach heute so.....
    Da sieht es bei Patek oder Audemars mit Sicherheit anders aus. Diese Marken tragen sich von selbst. Rolex möchte ich auch noch nennen. Da steht kein fetter Geldgeber dahinter der eigentlich alles in der Hand hat, was mit dem Unternehmen passiert.


    Patek, AP, Lange, Vacheron, Jaeger stellen auch so gut wie alles selber her. Meine ich zumindest gelesen zu haben. Und Jaeger ist zumindest preislich unter Parmigiani angesiedelt. Bei Vacheron kann man sich die Uhren auch selbst zusammen bauen lassen. Ich meine Quai d`isle heißt die Serie.


    Was man noch sagen muß ist, daß Parmigiani auch kein Sonderangebot ist. Für eine Marke die nur sehr wenige Insider kennen, haben die schon enorme Preise. Fast auf PP, AP, VC Niveau. Und diese Marken haben einen ganz anderen Ruf....Parmigiani als Schnäppchen oder günstig zu bezeichnen halte ich für absolut fehl am Platz....


    Was mich mal von dir interessieren würde: Wie siehst du das mit den Boxen von Parmigiani ? Findest du diese dem Preis der Uhren verglichen mit anderen angepaßt bzw. hochwertig ?

  • Parmigiani Uhren sind ganz sicher keine Sonderangebote!
    Das will man auch gar nicht! Warum auch? Die Uhren verkaufen sich gut,
    und man verzeichnet ein gesundes Wachstum. Und Qualität hat eben seinen Preis.
    Alleine das Uhrwerk der Tonda 1950 kostet in der Herstellung mehr als
    manch andere, vom Preis ähnlich situierte Uhr insgesamt.
    Zusammen mit dem, was man über die externen Kunden einnimmt ist man
    ganz sicher nicht in wirtschaftlicher Gefahr. Ganz im Gegenteil.
    Die Fondation Sandoz springt aber ganz sicher nicht ab. Die haben strikte
    Prinzipien.


    Die Boxen gefallen mir persönlich auch nicht ausser bei der Transforma.
    Das habe ich aber auch schon in München und Fleurier kommuniziert.
    Da wird dran gearbeitet.


    Zum Thema Ruf: Parmigiani gibt es seit 1996. Andere seit mehr als hundert Jahren
    oder noch länger. Man sollte das nicht vergleichen.
    Was ist aber ein Ruf? Wenn sich ein Ruf an Qualität und Innovation misst, dann
    ist Parmigiani gleich auf mit den anderen. Bekanntheit kann eine so junge Marknoch nicht
    in dem Maß haben wie z.B. PP.
    Dafür kann man bei Parmigiani Dinge, die kein anderer kann. Z.B. alte Automaten
    restaurieren. Oder hochkomplexe alte Uhren. Man arbeitet in Fleurier auch für das
    Patek Museum.


    Stell doch Deine Pershing hier mal vor! Das würde sicher viele Leute interessieren!


    Beste Grüße!


    Sascha

  • Hallo Sascha,


    bei mir ist die erste Box auseinander gefallen. Sprich man konnte sie garnicht richtig öffnen, die ist immer wieder von selbst zugeklappt. Dann hab ich mal etwas mehr gedrückt, weils mich einfach genervt hat. Und schwupps hats gekracht und das Teil war Schrott. Total ausgeleiert. Ok hab ich reklamiert und prompt eine neue bekommen. Dazu noch diese runde Reisebox für 2 Uhren aus Leder. Das ist ganz schick gemacht. Bei der normalen Uhrenbox bin ich mir allerdings nicht sicher ob es Leder oder billiges Kunstleder ist. Naja auf jedenfall hält sie bis jetzt....Wie gesagt der Service in München war da auch super kulant und ist wirklich einfach nur genial. Besonders dieser Herr Schneider, der Uhrmacher, man könnte sich Stunden mit ihm unterhalten. Einfach nur Klasse dieser Mann....Da können sich wirklich aller anderen, wie sie auch heißen, AP,PP, JLC, VC usw. noch was abschauen und sich ein Beispiel dran nehmen wie man mit Kunden umgeht. Das ist wirklich großes Kino....


    Bei JLC hab ich neulich über einen Konzi ein Lederarmband reklamiert und dafür ein neues bestellt. Es ging sage und schreibe fast zwei Monate bis dieses scheiß Band bei mir war. Ich dachte ich bin hier wirklich im falschen Film. Sowas von amateurhaft wie der Service von JLC hab ich noch nirgendwo sonst erlebt. Wie lange da wohl der normale Uhren-Service dauert mag ich garnicht dran zu denken...


    OK ich versuche morgen mal ein paar Bilder reinzustellen....Bin aber nicht der beste Fotograf, sag ich gleich.

  • Mit Patrick Schneider war ich vor ein paar Wochen in Fleurier.
    Das ist wirklich ein ganz feiner Kerl und ein super Uhrmacher.


    Kannst die Pershing ja in einem eigenen Thread zeigen.
    Ich weiss, dass hier einige Leute großes Interesse an den
    Pershing's haben!


    Vielen Dank für die Mühe im Voraus!


    Gruß!


    Sascha

  • Ohh nun hab ich keinen neuen Thread eröffnet. Vielleicht kannst du das ja irgendwie umleiten....
    Die Pershing ist doch aber eine Uhr, die man recht gut bekommt. Also ohne Wartezeiten...
    Wie gesagt, bin super zufrieden mit der Uhr. Hab am Tag so ca. 2,5 Sekunden Vorlauf. Was total im Rahmen ist. Meine erste die überhaupt nen Vorlauf hat. Alle anderen hinken eher ein wenig zurück....Der absolute Hammer ist aber der Tragekomfort. Da drückt wirklich rein garnichts. Der Oberhammer ist auch die Faltschließe, die man selbst fast stufenlos verstellen kann. Sehr praktisch, weil ich im Winter die Uhr enger trage als im Sommer. Das kann man schön fein regulieren. Hab ich so auch noch nirgendwo in dieser Art gesehen. Die Uhr wirkt auch garnicht wuchtig am Hangelenk. Die Höhe ist mit 13,1mm auch sehr angenehm, der Durchmesser liegt bei 42mm. Die Lünette rastet tadellos ohne Spiel mit einem schönen "Klick" ein. Was mir nicht so gut gefällt ist, daß wenn mal das Kautschuk an der Lünette hin sein sollte, die komplette Lünette gewechselt werden muß. Der Kautschuk liegt wohl irgendwie darunter. Ist wohl mit der Lünette verbunden. Aber vielleicht kannst du mir das ja besser erklären...


    Ja wer eben eine Alternative zur Royal Oak, Aquanaut, Nautilus oder sonstigen hochwertigen robusten Sportuhren sucht, ist mit der Pershing sicherlich mehr als bestens bedient. Den Vorteil den man dabei hat, keiner kennt das Teil....