Wie schnell kann das Gewinde einer verschraubten Krone defekt sein?

  • Hallo Uhrenexperten,


    ich habe mir vor zehn Monaten eine gebrauchte Breitling gekauft, auf die ich vom Händler 12 Monate Gewährleistung bekommen habe. Von Anfang an ließ sich die verschraubte Krone mit nur einer Umdrehung festziehen. Da es meine erste Uhr mit verschraubbarer Krone war, habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Nun hatte ich die Uhr in der Revision und mein Uhrmacher hat mich darauf hingewiesen, dass das Gewinde weitestgehend "fertig" ist und die Wasserdichtigkeit der Uhr nicht mehr gegeben ist. Seiner Aussage nach dreht sich die Krone üblicherweise mit mehreren Umdrehungen fest.


    Nun ist es bei Gewährleistungen ja leider so, dass nach 6 Monaten die Beweislast auf den Käufer wechselt. Ich muss also irgendwie nachweisen, dass dieser Mangel schon vor 10 Monaten vorhanden war (was definitiv so war). Deshalb meine Frage an die Experten: Kann ein Gewinde innerhalb von 10 Monaten (natürlich ohne Gewaltanwendung ;) ) völlig kaputt gehen? Wir reden hier ja nicht von einer Billiguhr, sondern einer hochwertigen Markenuhr! Wenn dem so wäre, wird es wohl schwierig. Wenn das aber unter normalen Umständen (ohne Gewalt) nicht möglich ist, hätte ich unter Umständen einen Beweis...


    Für sachdienliche Hinweise bin ich sehr dankbar!


    Gruß,
    Hansi

  • Das ist ein Verschleißteil, ganz normal wenn man oft dran rumschraubt. Und genau
    das nachzuweisen wird nicht möglich sein. Auch die Krone selbst ist ein Verschleißteil
    und gibt irgendwann den Geist auf (die Kupplung bei Schraubkronen nutzt bei
    häufigem Gebrauch ab und dann kannst du dir einen Wolf drehen ohne Effekt).
    Das sind Feingewinde, da ist man konstruktiv schon bezüglich der Lebenserwartung
    eingeschränkt. Wenn dann noch der "Sand" dazwischen knirscht, dann gehts schnell.


    Der Händler wird sich so kulant zeigen wie du freundlich bist. Nota bene, ein Verschleißteil
    hat er dir meiner Meinung nach nicht ersetzen zu lassen. Zumal die Uhr nicht neu war.
    Freundlich in den Wald rufen und schauen was zurückkommt. Versuch doch dich preislich
    mit ihm zu einigen, dass er unter Umständen einen Teil der Kosten übernimmt.


    Wenn du niemanden kennst, der die Teile besorgen kann, dann muss die Uhr zu Breitling.
    Dann ist erstmal abzuwarten, ob die Krone und Tubus vielleicht nur im Zuge einer Komplett-
    überholung ersetzt werden.

  • Hallo Bernd,


    herzlichen Dank für Deine sachdienlichen Hinweise. Wie erwartet hat mir der Uhrenhändler angesagt, kann ich aber sogar nachvollziehen und nehme es ihm nicht übel. Für mich war das eher eine rechtliche Frage zum Thema "Gewährleistung".


    Interessante Erfahrungen habe ich aber anschließend bei meinem Versuch gemacht, einen ungefähren Anhalt bezüglich der Kosten zu bekommen, die auf mich zukommen:


    Anfang der Woche war ich bei meinem örtlichen Breitling-Konzessionär, der freundlich und hilfsbereit wie immer die Uhr begutachtet hat und mir versprach, sich mit Breitling D (Trautmann) in Verbindung zu setzen. Am nächsten Tag meldete er sich wieder bei mir und teilte mir mit, dass man ihm dazu nichts sagen könne, sondern die Uhr vor Ort brauche, um eine genaue Analyse und einen Kostenvoranschlag zu machen (60 EUR, Verrechnung bei Beauftragung, ansonsten für'n A...). Die vergleichsweise einfache Frage, ob es sich bei dem Modell um einen verschraubten oder gepressten Tubus handele, wollte ("könnte") man ihm nicht beantworten - trotz natürlich vorhandener Referenznummer. Bei meiner anschließenden Anfrage bei Breitlng Schweiz wurde ich sehr freundlich, aber wenig hilfreich wieder an Trautmann verwiesen. Mein persönlicher Anruf ergab - oh Überraschung - den wiederum sehr freundlichen Hinweis, man müsse sich die Uhr vor Ort ansehen, genaue Aussagen dürfe man am Telefon nicht machen, auch keine technischen...


    In meiner Verzweiflung bin ich dann heute bei Juwelier Pletzsch in Frankfurt gewesen. Dort hat mir ein sehr netter, hilfsbereiter und verständnisvoller Mitarbeiter (der namentlich sicher nicht genannt werden will ) unter vier Augen mitgeteilt, dass bei Uhren, die über 200m Wasserdichtigkeit garantieren, der Tubus gepresst wird. Ein neues Gehäuse sei nicht fällig, aber sämtliche Dichtungen würden bei Breitling in so einem Fall ausgetauscht. Zu ungefähren Kosten natürlich kein Kommentar... Vermutlich mache man das nur im Rahmen einer Revision (die ich gerade im Mai habe durchführen lassen)


    Es ist und bleibt für mich nicht nachvollziehbar, wieso bei solchen "Standard-Reparaturen" keine ungefähren Anhalts-Preise kommuniziert werden. Bleibt eigentlich nur eine einzige Erklärung: Abzocke!!! Und das finde ich äußerst ärgerlich, denn es hat mit "Kundendienst" und "Service" (so nennen sich ja die Abteilungen, obwohl "Business Development" deutlich besser passen würde) aus meiner Sicht nichts zu tun!!!


    Ich bin ja gerne bereit, für den Luxus einer hochwertigen Uhr auch Geld zu investieren (das weiß ich, wenn ich mir so etwas kaufe), aber man stelle sich das mal bei einem Auto vor: Lieber Herr Hansen, ich kann Ihnen leider nicht bestätigen, dass bei Ihrem Porsche der Anlasser defekt ist. Es deutet zwar alles darauf hin, aber dazu muss der Wagen erst nach Stuttgart. Dort wird er analysiert, Sie bekommen in einigen Wochen einen Kostenvoranschlag, der kostet Sie nichts, wenn Sie es gleich reparieren lassen, ansonsten 600 EUR. Ob der Anlasser einfach getauscht wird, weil er bei diesem Modell angeschraubt ist, oder Sie einen neuen Motor bekommen, weil der Anlasser verschweißt ist, darf ich Ihnen nicht sagen. Ach ja, wir machen bei solchen Reparaturen übrigens immer gleich eine große Inspektion für 2.000 EUR...


    Grüße,
    Hansi