... so, nachdem meine kleine Spontankauf-Aktion wieder ausgebügelt ist, nehme ich nochmal das Thema: "Ich warte auf eine Uhr, mir ist langweilig und ich mache Dummheiten, um die Zeit zu vertreiben" wieder auf.
Ich lasse mich ja ab und an gerne mal zu eBay-Geboten hinreißen, meist in sicherem Abstand zu einem erwarteten Verkaufspreis (um den dann auch mitzubekommen), ab und an aber mit zumindest semi-ernsthaftem Interesse. Besonders interessant sind solche Aktionen immer bei irgendwelchen "Wundertüten", wo man sich als Pseudo-Experte einbildet, es entspannt besser zu wissen, als die ahnungslose Bieter-Konkurrenz.
Vor einiger Zeit stieß ich auf ein verlockend günstiges Angebot für eine IWC Cousteau Divers - richtig, hatte ich schon mal, musste ich letztes Jahr verkaufen und habe mich im Nachhinein ziemlich drüber geärgert, dass ich das gemacht habe. Denn so wurde mein Aquatimer-Drilling auseinander gerissen und drauf gezahlt habe ich obendrein.
Nun bot sich also scheinbar die Chance, diesen Fehler wieder "günstig" auszubügeln. Der Verkäufer machte keine Geheimnisse und sprach explizit von der Notwendigkeit kostspieliger Reparaturen. Mein fachmännischer Blick auf nicht allzu aussagekräftige Bilder lies aber sofort erkennen: So schlimm ist das nicht, das kriegt man alles günstig mit einer normalen Revi + x problemlos hin. Entsprechend wurde mutig geboten und die Auktion souverän gewonnen.
Die Uhr kam - Box, Papiere, alles komplett, wunderbar. Die Uhr dagegen hatte durchaus noch Luft nach oben :
Hmm...
Da hatte also Mr. IWC-Experte mal voll ins Schwarze getroffen. Dass die Uhr die eine oder andere "Kampfspur" hatte, war mir klar - damit kann man leben. Das die Entspiegelung vielleicht etwas zerkratzt war, geschenkt. Leider sind das auf dem Glas aber keine Fingertapse - sondern Feuchtigkeit. Und leider nicht außen, sondern innen
Der Rest war jetzt auch nicht ermutigender:
Band war natürlich auch hin:
Und was ist das :
Drehreif ausgeblichen und die kleinen schwarzen Partikelchen machen auch Lust auf mehr - Jackpot
Was macht man da? Kurz durchatmen, Mund abputzen - und Schadensmeldung: Gehäuse braucht eine kleine Auffrischung, das Glas ist im Eimer, der Drehreif dito, Zeigerspiel perdu, Zifferblatt unklar. Und das Werk - die Hoffnung stirbt zuletzt...
Zumindest lief sie noch, auch recht vernünftig - aber angesichts des Drecks innen habe ich das schnell abgebrochen.
Ab zum Uhrmacher meines Vertrauens und eine tiefere Analyse: Die Uhr war dicht! Mehrfach gemessen... Hoffnung.
Das gute Stück aufgemacht - Teilerfolg: Das Werk lebte noch, aber man konnte an der oberen Krone erkennen, dass offenbar (wie auch immer) etwas Feuchtigkeit eingedrungen war. Der Werkhaltering hatte außen schon etwas gelitten, das eigentliche Werk war aber noch augenscheinlich ohne Schaden davon gekommen. Dafür war das Zifferblatt vermutlich nicht zu retten
Stellt sich die Frage: was tun? Da muss man tapfer sein und mal rechnen, was sich noch lohnt und ab wann man die Sache abschreiben kann. Fazit: Wenn es vierstellig wird, dann macht es keinen Sinn mehr.
Entsprechend wurde Order gegeben, das Wrack verpackt und gen München geschickt
Fortsetzung folgt...
Gruß,
Christian