Liebe IWC-Freunde,
mal wieder etwas aus dem Klassik-Segment - eine Uhr, die schon etwas länger bei mir ist, aber bisher noch nicht als Fotomodell hergehalten hatte. Das war geradezu sträflich, deshalb habe ich die heutigen, raren Sonnenstrahlen mal für eine kleine Session genutzt.
Die großen Uhrenmarken blicken (fast) alle auf eine sehr lange Geschichte zurück, die geprägt ist von Höhen und Tiefen. Ich habe hier schon verschiedentlich Uhren aus den späten 70er Jahren vorgestellt - einer Zeit, die (nicht nur) für IWC einen absoluten Tiefpunkt darstellte. Aber es gab natürlich ebenso Hochphasen, in denen das Geschäft brummte - wie wir es auch heute kennen.
Für die IWC gehören die 50er Jahre zu den erfolgreichsten der Firmengeschichte: Die Krieg war vorbei, die Wirtschaft wuchs kräftig und es kam wieder Optimismus und Wohlstand auf. Und dazu gehörte natürlich auch eine gute schweizer Uhr. Glücklicherweise fielen in diese Zeit zwei der größten technischen Meilensteine, die die IWC auf Jahrzehnte prägen sollten und die insbesondere mit dem Namen Albert Pellaton verbunden sind, der ab 1944 technischer Direktor in Schaffhausen war. Er war verantwortlich für die Entwicklung der beiden legendären Kaliber der modernen IWC, das Handaufzugskaliber 89 (1946) und insbesondere das erste Automatikkaliber 85 (ab 1950).
Die Kollektion bestand damals ausschließlich aus schlichten Dreizeiger-Uhren, selbst die Datumsanzeige kam erst mit den Automatikwerken Mitte der 50er Jahre. Die Bekanntheit der IWC war dabei eng verbunden mit Modellen, die auch heute noch jeder Uhrenfreund kennt: Das vielleicht bekannteste Modell mit Kal. 89 war die Mark 11, die ab 1948 bis in die 80er Jahre (!) nahezu unverändert gebaut wurde. Die Automatikwerke ab Kal. 852(1) bildeten das Herz der Ingenieur-Modelle, bis zur Quarz-Krise das Flaggschiff der IWC-Kollektion.
Und dann gab es noch zwei weitere Vertreter der 50er Jahre, die auch heute noch im Sammler-Fokus sind - klassische Golduhren mit "Fancy lugs", zum einen die Modelle mit "Krabbengehäuse" (crab case) und zum anderen die "Shark Fin"-Modelle. Beide verdanken ihren Namen der charakteristischen Form ihrer Bandanstöße, die deutlich aus den damals meist eher konservativ gestalteten Dress watches herausstechen - ein Grund für die heutige Beliebtheit. Dazu kommen massive 18k Gehäuse, Rot- statt Gelbgold, klassische Zifferblätter, das Kaliber 89 - und vor allem die Größe: Mit Durchmessern von fast 37 mm waren diese Uhren damals "riesig" - klassische Herrenuhren aus der Zeit, wie z.B. die Ur-Calatrava, hatten Durchmesser um 30mm. Dadurch gehört die Shark Fin zu den wenigen Uhren dieser Periode, die man auch nach heutiger Mode noch tragen kann - wobei sie nach über 50 Jahren dann inzwischen das untere Ende der Herrengrößen markiert...
Das gezeigte Exemplar stammt von 1966 (!), dürfte also eine der letzten der Ref. 521 gewesen sein. Alles noch original, auch die Krone, die keinen Fisch trägt - diese Modelle sind nicht wasserdicht. Der Katalog dahinter stammt aus 1954, damals kostete die Uhr in Deutschland 690,- DM, gut das Doppelte einfacher Stahlmodelle. Damals gehobene Mittelklasse, entsprechend wurde auch die IWC-Zielgruppe beschrieben - Ärzte, Ingenieure, Chemiker etc. Wie sich Zeiten ändern ...
Zeiger mit Patina, Zifferblatt mit dem alten Fadenschrift-Logo:
Und noch ein paar Details zu den Shark Fin-Hörnern:
Auch selten: Hier erkennt man Fakes, wenn die Krone einen Fisch trägt - das Original hat keinen, denn die Fischkrone war den wasserdichten Uhren vorbehalten:
Worauf man beim Kauf achten sollte: Diese Hörner (noch mehr bei den Crab Case-Uhren) brechen relativ leicht ab und werden dann gerne eher grob motorisch wieder angelötet. Da leidet dann öfters die Symmetrie...
Schlichter Druckboden:
Bilder vom Werk kommen später noch.
Gruß,
Christian