Liebe IWC-Freunde,
bei mir gab es vor kurzem ein kleines Jubiläum, 5 Jahre uhrenbekloppt - gezählt ab der ersten "richtigen" Uhr. Nun haben wir hier ja schon verschiedentlich die Stufen des Wahns in humorigen Darstellungen präsentiert bekommen - erschreckenderweise ist der Grad der Übertreibung bei diesen Typisierungen eher gering
Und so hat auch mich eine kurze Phase des Innehaltens erwischt, bei der man sich fragt: Was soll denn da noch kommen? Letztlich hat man alles Erreichbare irgendwie schon mal gehabt und bei den neuen Uhren wird es sehr überschaubar, vor allem wenn man die Preisschilder mit berücksichtigt. Die Ratlosigkeit weicht dem Erstaunen, wenn man dann die gehorteten Schätze einmal zusammenträgt und feststellt, welche Ausmaße das zwischenzeitlich angenommen hat. Und tragen kann man bekanntlich ja nur eine bis vier Uhren gleichzeitig, letzteres auch nur als Besitzer eines Uhrenkonzerns (fehlt noch in der Sammlung, deshalb keine Option). Fast zwangsläufig kommt dann die - auch in Foren wohl bekannte - Überlegung: warum nicht einfach mal einen großen Teil des Gelumps auf den Markt werfen und in eine "richtige" Uhr tauschen? Der aufmerksame Leser erkennt: nach fünf Jahren hat sich der Maßstab für "eine richtige Uhr" deutlich verschoben
So einfach ist das aber nicht: Jede Uhr in der Sammlung hat ja ihren Platz und nach diversen Häutungen/Optimierungen sind eigentlich nur noch wirklich gute Sachen nach. Da fällt dann weder die Auswahl noch der Abschied leicht - und schon gar nicht die Frage: Wie viele sollen denn weg? Und für was?
Die zweite Frage ist dabei die wesentlich angenehmere, aber auch nicht leicht: Es muss natürlich etwas ganz Besonderes sein, keine Allerweltsuhr. Dann aber auch irgendwie zum Bestand passen. Und völlig absurd darf der Preis auch nicht sein. Die ersten Reflexe lenken da zu den üblichen Verdächtigen - Patek, Lange, Vacheron, die erste Liga halt. Viele nette Uhren, aber wenn man eine kaufen sollte, welche? Vacheron fällt raus, da habe ich ja schon meine schlichte Patrimony. Noch so eine elegante Zwei-/Dreizeiger-Uhr brauche ich auch nicht, also fallen alle Calatravas und die einfachen ALS weg. Nautilus ist nicht so meins, zudem wäre das im Vergleich zur RO oder der 1832 kein wirklicher Quantensprung (außer beim Preis - und das muss nicht sein). Also Komplikationen. Das ist bei Lange einfach, man blättert sich schlicht durch die Foto-Berichte von Andreas - Lange 1, wäre ein Klassiker, aber zu spießig. Und wenn sollte man auch mehr vom Werk sehen als eine Dreiviertel-Platine. Also Datograph? Das Werk ist der Wahnsinn - aber das Zifferblatt (insb. das Datum ohne "0") reizt mich nicht so. Und nur für das Werk kaufe ich auch keine Uhr (deshalb auch bisher kein Panograph). Sehr nahe dran war dann der 1815 Chrono in Weißgold - das Werk des Datographen, nur ohne Datum und ein sehr schön klassisches Blatt.
Aber: So wirklich passt das weder in die Sammlung, noch zu mir. Vielleicht später mal. Und Patek? Da hat man bei den Komplikationen ja nicht so viel Auswahl, wenn man weiterhin die Familie behalten möchte. Der klassische Ewige Kalender ist ganz schön, aber klein und mit kurzer Gangreserve. Zudem habe ich schon einen Ewigen. Eine 3970 in Rotgold? Traumhafte Uhr - aber wieder, klein, eine Kombination die ich schon habe und prohibitiv teuer. Eher was für den Lebensabend, wenn es wirklich gar nicht mehr drauf ankommt.
Mitten in diese Grübelei fiel dann ein Angebot, das ich schon über Monate lose verfolgt hatte - und zwar für meine absolute IWC Traumuhr. Nach einigen Monaten hatte der Verkäufer seine Preisvorstellung deutlich nach unten korrigiert - unerreichbar war die Uhr nicht. Allerdings kam ich bei keiner Kombination denkbarer (und vertretbarer) Opfer auf einen ausreichenden Betrag. Aber manchmal hilft der Zufall - hier in Form einer zwar nicht übermäßig großen, aber doch völlig überraschenden Erbschaft (ich war dem Anverwandten nie begegnet). Das ermöglichte dann den "Lückenschluss". Die Abwicklung zog sich dann einige Zeit hin, ganz so leicht gehen mir solche Beträge nicht von der Hand. Der Verkäufer war aus der Szene bekannt und vertrauenswürdig, was es einem deutlich einfacher macht.
Und so fuhr ich vor wenigen Tagen durch die sonnige Herbstlandschaft in Richtung Holland, um das gute Stück entgegen zu nehmen: Eine IWC 5240-05 Portugieser Minutenrepetition in Rotgold - und zwar noch die originale Version basierend auf dem Kaliber 952, d.h. mit Brückenlayout und der kleinen Sekunde auf der 9. Dazu das von der Jubiläumsportugieser bekannte Blatt inkl. Fadenschrift. Eigentlich war es von Anfang an klar, dass es nur diese Uhr wirklich sein kann: IWC ist nun mal "meine" Marke, die Kal. 9x "mein" Werk. Und da blieben dann drei Möglichkeiten: das Spiegelei - Klassiker, aber ziemlich groß und hier würde ich mir eher die Taschenuhr kaufen. Jubi-Portugieser - auch ein Meilenstein, aber irgendwie bringe ich es nicht übers Herz, für eine Uhr so viel Geld auszugeben, die das gleiche kann wie meine Taschenuhren (nur halt zum 15-20fachen Preis). Und dann blieb die Portugieser Minutenrepetition - die einzige IWC Repetition mit eigenem Werk und im klassischen Look. Nicht zu groß (42mm x 11mm) und deutlich unauffälliger als ein Tourbillon, der zudem technisch zwar super, funktional aber eher unsinnig ist (zumindest bei einer Armbanduhr). Entsprechend ist die MR keine Uhr, die übermäßig Aufmerksamkeit generiert - klares Plus. Alltagstauglich ist sie trotzdem, wobei natürlich nicht als "Daily Rocker". allein schon wegen der fehlenden Wasserdichte. Und schön ist sie - viel schöner, als ich es auf den schnell geknipsten Bildern einfangen konnte:
Ich muss nochmal vernünftige Bilder vom Werk machen und vielleicht kriege ich es auch mit einem Soundfile hin. Infos zur Technik folgen ebenfalls später.
Aber für heute habe ich erst mal fertig
Gruß,
Christian