Der gute Ton: IWC 5240-05 Portugieser Minutenrepetition

    • Offizieller Beitrag

    Liebe IWC-Freunde,


    bei mir gab es vor kurzem ein kleines Jubiläum, 5 Jahre uhrenbekloppt - gezählt ab der ersten "richtigen" Uhr. Nun haben wir hier ja schon verschiedentlich die Stufen des Wahns in humorigen Darstellungen präsentiert bekommen - erschreckenderweise ist der Grad der Übertreibung bei diesen Typisierungen eher gering icon_rolleyes.gif


    Und so hat auch mich eine kurze Phase des Innehaltens erwischt, bei der man sich fragt: Was soll denn da noch kommen? Letztlich hat man alles Erreichbare irgendwie schon mal gehabt und bei den neuen Uhren wird es sehr überschaubar, vor allem wenn man die Preisschilder mit berücksichtigt. Die Ratlosigkeit weicht dem Erstaunen, wenn man dann die gehorteten Schätze einmal zusammenträgt und feststellt, welche Ausmaße das zwischenzeitlich angenommen hat. Und tragen kann man bekanntlich ja nur eine bis vier Uhren gleichzeitig, letzteres auch nur als Besitzer eines Uhrenkonzerns (fehlt noch in der Sammlung, deshalb keine Option). Fast zwangsläufig kommt dann die - auch in Foren wohl bekannte - Überlegung: warum nicht einfach mal einen großen Teil des Gelumps auf den Markt werfen und in eine "richtige" Uhr tauschen? Der aufmerksame Leser erkennt: nach fünf Jahren hat sich der Maßstab für "eine richtige Uhr" deutlich verschoben d010.gif


    So einfach ist das aber nicht: Jede Uhr in der Sammlung hat ja ihren Platz und nach diversen Häutungen/Optimierungen sind eigentlich nur noch wirklich gute Sachen nach. Da fällt dann weder die Auswahl noch der Abschied leicht - und schon gar nicht die Frage: Wie viele sollen denn weg? Und für was?


    Die zweite Frage ist dabei die wesentlich angenehmere, aber auch nicht leicht: Es muss natürlich etwas ganz Besonderes sein, keine Allerweltsuhr. Dann aber auch irgendwie zum Bestand passen. Und völlig absurd darf der Preis auch nicht sein. Die ersten Reflexe lenken da zu den üblichen Verdächtigen - Patek, Lange, Vacheron, die erste Liga halt. Viele nette Uhren, aber wenn man eine kaufen sollte, welche? Vacheron fällt raus, da habe ich ja schon meine schlichte Patrimony. Noch so eine elegante Zwei-/Dreizeiger-Uhr brauche ich auch nicht, also fallen alle Calatravas und die einfachen ALS weg. Nautilus ist nicht so meins, zudem wäre das im Vergleich zur RO oder der 1832 kein wirklicher Quantensprung (außer beim Preis - und das muss nicht sein). Also Komplikationen. Das ist bei Lange einfach, man blättert sich schlicht durch die Foto-Berichte von Andreas - Lange 1, wäre ein Klassiker, aber zu spießig. Und wenn sollte man auch mehr vom Werk sehen als eine Dreiviertel-Platine. Also Datograph? Das Werk ist der Wahnsinn - aber das Zifferblatt (insb. das Datum ohne "0") reizt mich nicht so. Und nur für das Werk kaufe ich auch keine Uhr (deshalb auch bisher kein Panograph). Sehr nahe dran war dann der 1815 Chrono in Weißgold - das Werk des Datographen, nur ohne Datum und ein sehr schön klassisches Blatt.


    Aber: So wirklich passt das weder in die Sammlung, noch zu mir. Vielleicht später mal. Und Patek? Da hat man bei den Komplikationen ja nicht so viel Auswahl, wenn man weiterhin die Familie behalten möchte. Der klassische Ewige Kalender ist ganz schön, aber klein und mit kurzer Gangreserve. Zudem habe ich schon einen Ewigen. Eine 3970 in Rotgold? Traumhafte Uhr - aber wieder, klein, eine Kombination die ich schon habe und prohibitiv teuer. Eher was für den Lebensabend, wenn es wirklich gar nicht mehr drauf ankommt.


    Mitten in diese Grübelei fiel dann ein Angebot, das ich schon über Monate lose verfolgt hatte - und zwar für meine absolute IWC Traumuhr. Nach einigen Monaten hatte der Verkäufer seine Preisvorstellung deutlich nach unten korrigiert - unerreichbar war die Uhr nicht. Allerdings kam ich bei keiner Kombination denkbarer (und vertretbarer) Opfer auf einen ausreichenden Betrag. Aber manchmal hilft der Zufall - hier in Form einer zwar nicht übermäßig großen, aber doch völlig überraschenden Erbschaft (ich war dem Anverwandten nie begegnet). Das ermöglichte dann den "Lückenschluss". Die Abwicklung zog sich dann einige Zeit hin, ganz so leicht gehen mir solche Beträge nicht von der Hand. Der Verkäufer war aus der Szene bekannt und vertrauenswürdig, was es einem deutlich einfacher macht.


    Und so fuhr ich vor wenigen Tagen durch die sonnige Herbstlandschaft in Richtung Holland, um das gute Stück entgegen zu nehmen: Eine IWC 5240-05 Portugieser Minutenrepetition in Rotgold - und zwar noch die originale Version basierend auf dem Kaliber 952, d.h. mit Brückenlayout und der kleinen Sekunde auf der 9. Dazu das von der Jubiläumsportugieser bekannte Blatt inkl. Fadenschrift. Eigentlich war es von Anfang an klar, dass es nur diese Uhr wirklich sein kann: IWC ist nun mal "meine" Marke, die Kal. 9x "mein" Werk. Und da blieben dann drei Möglichkeiten: das Spiegelei - Klassiker, aber ziemlich groß und hier würde ich mir eher die Taschenuhr kaufen. Jubi-Portugieser - auch ein Meilenstein, aber irgendwie bringe ich es nicht übers Herz, für eine Uhr so viel Geld auszugeben, die das gleiche kann wie meine Taschenuhren (nur halt zum 15-20fachen Preis). Und dann blieb die Portugieser Minutenrepetition - die einzige IWC Repetition mit eigenem Werk und im klassischen Look. Nicht zu groß (42mm x 11mm) und deutlich unauffälliger als ein Tourbillon, der zudem technisch zwar super, funktional aber eher unsinnig ist (zumindest bei einer Armbanduhr). Entsprechend ist die MR keine Uhr, die übermäßig Aufmerksamkeit generiert - klares Plus. Alltagstauglich ist sie trotzdem, wobei natürlich nicht als "Daily Rocker". allein schon wegen der fehlenden Wasserdichte. Und schön ist sie - viel schöner, als ich es auf den schnell geknipsten Bildern einfangen konnte:


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    Ich muss nochmal vernünftige Bilder vom Werk machen und vielleicht kriege ich es auch mit einem Soundfile hin. Infos zur Technik folgen ebenfalls später.


    Aber für heute habe ich erst mal fertig bounce.gif


    Gruß,
    Christian

  • Da kann ich nur noch staunend und annerkennend sagen: WOW - mir bleibt die Spucke weg!
    Herzlichen Glückwunsch - einfach ein Traum :gut:
    ...ein Soundfile wäre natürlich die Krönung :lupe:


    Herzlichen Dank für's zeigen.


    Gruss
    Michael

  • Hallo Christian,


    erstmal herzlichen Glückwunsch zu dieser absoluten Traum-Uhr. Und dann noch vielen Dank für deine wunderbaren Beiträge hier im Forum -
    diese sind (zumindest für mich) eine absolute Bereicherung und dazu noch sehr informativ.

  • :eek: ....... OMPFGH .... was für eine traumhafte Uhr :verneig: .....was für herrliche Pics :verneig: ..... schöner Beitrag :verneig:


    :gut: .... :gut: Danke


    aaaaargh .... angefixt :bash:


    Glückwunsch und viele schöne Stunden mit der Traumuhr


    :G

  • wow, super Christian, meinen aufrichtigen Glückwunsch zu dieser schönen seltenen Schönheit. Diese Uhr ist mit der Jubiläums-portugieser für mich die schönste Uhr von IWC.


    Ichf reue mich für Dich, Deine Uhr gefunden zu haben :blume:


    gruß lachender


    p.s. viel freude mit ihr - die du haben wirst bei jedem blick auf deine schönheit

  • wahnsinn! herzlichen Glückwunsch. :blume:


    damit hast Du jetzt indes - nach nurmehr 5 Jahren - das Ende der Fahnenstange erreicht. jedenfalls bei IWC. ... Lange, Patek und zB Journe machen aber auch tolle Sachen ;)

  • Die MR ist wunderschön! :verneig::blume:


    Dein Weg in 5 Jahren führt mir vor Augen, dass ich noch gar nicht so wahnsinnig bin, wie meine Frau immer sagt. Die erste richtige Uhr hatte ich 2004, der Wahnsinn ging 2008 so richtig los. Aber dennoch bin ich über eine AP Royal Oak als bisher extravaganteste und teuerste Uhr noch nicht raus. ;)

    • Offizieller Beitrag

    ... danke, danke :verneig:


    Ich habe da schon länger gegrübelt, ob eine solche Uhr das Richtige ist, ob man die dann überhaupt trägt und ob das Risiko nicht zu groß ist. Eine Revision kostet gleich 1500 Euro aufwärts und falls man die mal verkaufen müsste, wird das vermutlich nur über Händler gehen mit den entsprechend sehr heftigen Abschlägen - und das macht zumindest für mich schon einen Unterschied, ob man bei einer Uhr ein paar Hundert oder im Worst Case ein paar Tausend Euro zubuttern muss. Und ich hatte genau dieses Modell vorher nur ein einziges Mal am Arm (und einmal noch die Platin-Version), da kann man natürlich auch Überraschungen erleben.


    Andererseits waren die bisherigen Sachen eigentlich relativ vernünftig, ich habe wenig "extreme" Uhren in der Sammlung und nur selten Uhren vom Konzi, so dass (hoffentlich) der große Teil nicht "verbrannt" ist, sondern bei Bedarf noch liquidierbar wäre. Und dann war schon die Bedingung, dass eben diese Uhr zum weit überwiegenden Teil "ertauscht" ist. Ich habe schlicht mal angeschaut, was einzelne Uhren für Tragezeiten hatten und dann relativ hart aussortiert. Bei manchen war das echt grenzwertig, vor allem bei der 666 - aber das bleibt dann nicht aus. In gewisser Weise befreit das auch ein wenig, denn ich habe die Uhren schon zum Tragen und nicht zum Weglegen - und je weniger das sind, desto eher klappt das auch.


    Eine Repetition hatte ich eigentlich von Anbeginn als Traumziel, zuerst allerdings mehr als Taschenuhr - einfach weil es preislich näher lag. Nur muss man auch da richtig Geld in die Hand nehmen, unter 6k geht da wenig, Patek etc. auch gerne das Doppelte. Das ist zudem ein extrem kleiner Markt, kann tödlich sein bei fehlenden Ersatzteilen etc. - das habe ich mich nicht getraut. Es war auch nicht so sehr eine Entscheidung gegen eine andere Uhr (z.B. den 1815 Chrono finde ich nach wie vor super), sondern eine für diese - und auch nur diese, z.B. das Nachfolgemodell mit dem "Jones"-Werk kam nicht in Betracht.


    Ich werde mich am Wochenende mal an Tonaufnahmen versuchen, in der Zwischenzeit kann man hier nachhören bei Larry Seiden:


    http://www.watchesarefun.com/repeater_review/repeater.html


    Und ein paar Bilder mehr schaden sicher auch nicht :G


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    Gruß,
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    ... gegen das echte Jones-Werk habe ich nichts, im Gegenteil, das ist ja ein wichtiger Bestandteil der IWC-Geschichte - die Kritik bezieht sich auf das Handaufzugswerk, das erstmals in der "F.A. Jones" Uhr Verwendung fand (2005). Die Uhr als solche stieß nicht überall auf Gegenliebe, weil sie im Wesentlichen versucht, die Erfolgsstory der Jubiläums-Portugieser von 1993 aufzugreifen, aber in vielen Details immer ein wenig daneben liegt.


    Das Werk ist zudem eben nicht mehr ein "echtes" Kaliber 9x, sondern neu designt und produziert, mit einem eher banalen Layout (Dreiviertelplatine statt Brücken) und einer Pseudo-Referenz an das originale Jones-Werk durch den langen Rückerzeiger und ein eher liebloses Zickzack-Muster. Diese Werke werden dann auch industriell gefertigt von einem Zulieferer, während die alten Werke "echte IWC-Werke" sind und zwar mehr als alle anderen inkl. einer wirklich hochwertigen Finissage.


    Aus meiner Sicht ist das moderne Jones-Werk schlecht nachgemacht, während die alten einfach die perfekten Originale sind. Das schlägt sich auch in den Gebrauchtpreisen nieder, wo z.B. eine FA Jones bei der Hälfte einer Jubiläumsportugieser liegt.


    Das ist aber natürlich zu einem gewissen Grad eine Sache des persönlichen Geschmacks, anderen mag die moderen Variante besser gefallen. Funktional schlechter sind diese Werke auf keinen Fall. Aber es fehlt die Seele ;)


    Gruß,
    Christian