Was ist eigentlich von Union Glashütte zu halten?

  • Hallo liebe Lounger,


    ich bin vor kurzem auf Union gestossen und ich muss sagen, dass mir einige der Uhren ausgesprochen gut gefallen. Historisch gesehen hatte man wohl den Anspruch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis anbieten zu können. Nun gehört Union zur Swatch Group, man verbaut ETA-Werke - wogegen nichts zu sagen ist - aber hat sich Eurer Einschätzung nach Union den eigenständigen Charakter bewahrt oder ist es nur eine von mittlerweile vielen Marken mit interessanter Vergangenheit, aber wenig echter Wertschöpfung? Mich interessiert einfach, wie Leute, die mehr Ahnung von Uhren haben als ich, Union sehen.


    Viele Grüße


    Mick

  • Letzteres. Ich sehe Union heute als Massenware, die deutlich bessere Zeiten hatte und heute im hochwertigen Kaufhaussegment vertrieben wird. Die Qualität stimmt (mit Ausnahme der Lederbänder, die durch die Bank zu schmal geschnitten sind, ich habe in den meisten Auslagen Union-Uhren gesehen, der Bänder bereits am Anstoß 1 mm zu schmal waren). Die Preise sind abgehoben für das Gebotene.


    Union war früher deutlich eigenständiger und hatte, bspw. mit den Bergter-Modellen, absolut eigenständige Highlights im Programm. Als kleine GO-Tochter, ausgestattet mit etwas einfacheren, aber immerhin GO-Manufakturwerken gefiel mir die Union deutlich besser. Heute ist sie eine von zahllosen ETA-Einschalern - "Union-eigene Werkverbesserungen" hin oder her. Ein neuer Rotor macht noch kein eigenständiges Werkdesign, davon abgesehen steht zu befürchten, dass auch die Union-Werke irgendwo bei der ETA produziert und in Glashütte nur eingeschalt werden.

  • Das sehe ich genauso. Früher waren sie wirklich eine interessante Schwestermarke mit Geschichte, jetzt ist es der übliche Swatch-Marketing-Dudel. halt mit zugekaufter Geschichte :gaehn: . Aber schlecht sind sie sicher nicht, da die ETA-Möhren drinnen werken, kann da wenig passieren.

  • Zur Zeit trage ich wieder meinen "UNION Glashütte Tradition Vollkalender" aus dem Jahr 2001 - eine wunderschöne Uhr !!
    Da stand nicht nur Glashütte drauf, da war auch noch Glashütte drin!! Etwas unspektakulärer zwar als in den GO's,
    aber eben Manufaktur. Wirklich schade drum :(

  • ich finde es auch schade, daß die modelle "nur" mehr mit aufgemotzten eta-werken ausgestattet werden. aber das machen ja andere hersteller auch zu genüge. nur bei union läuft es hier offenbar verkehrt: zuerst manufakturwerk und dann eta. ich finde irgendwie ein "abstieg", wenn man das so nennen kann.

  • Hallo!


    Natürlich ist es Schade das keine Manufakturwerke mehr verbaut werden. Es waren halt die Werke zu teuer und die Nachfrage für GO zu hoch. GO sollte ja ursprünglich eine wesentlich günstigere Preisklasse bedienen. Leider wurde die erforderlich Stückzahl für das mittlere Preissegment nicht erreicht und die Firma ging in den Bereich der Luxusuhren über. Konzessionäre die nicht in das Segment paßten wurden von der Firma die Uhren zurück gekauft.


    Auch heute ist die Firma Union kein reiner Einschaler. Eine reine Zulieferung der Werke aus der Schweiz ist nicht möglich. Denn auf dem Zifferblatt steht GLASHÜTTE SA. Das bedeutet das über 50% der Wertschöpfung in Glashütte erbracht werden müßen. Die Firma Mühle hat das nicht gemacht. Sie ist daraufhin von Nomos angeklagt worden und hat den Prozess verloren. Da man dort auch später nicht genügend Wertschöpfung erbrachte, wurde Mühle wieder verklagt und verlor wieder den Prozess.


    Viele Uhrenmarken habe eine zugekaufte Geschichte. Auch A.Lange & Söhne ist eine Neugründung der 1990´er Jahre. Es war zwar ein entfernter Lange bei der Gründung mit im Boot. Mit der Firma vor 1945 hat die neue Firma im Prinzip aber nichts zu tun. Das gleiche gilt auch für Nomos. Die Firma Breguet ist auch eine Neugründung. Meines Wissens wurde damals der Name für nur 20.000 SFR gekauft.


    GUB verbaute Anfang der 1990´er Jahre ETA Werke. Die gab es sehr preiswert und waren eine super Geldanlage. Für NOS Uhren die mal ~ 200 DM gekostet haben, werden heute über 800 € verlangt.

    • Offizieller Beitrag

    Das oben zu den Glashütter Uhren Gesagte ist so nicht richtig.


    Die jetzige Fa. Mühle erfüllt die 50% Wertschöpfung locker, demnach tragen diese Uhren zu Recht den Zusatz "Glashütte". Unter den derzeit in Glashütte ansässigen Uhrenherstellern, die ETA- oder Selitta-Werke einbauen, werden diese bei Mühle am umfangreichsten modifiziert (eigener Rotor, eigene Feinregulierung, teilweise eigene Dreiviertelplatine....), d.h. erfahren dort die größte Wertschöpfung in Glashütte. Es lohnt sich aus der Sicht, sich mal die Homepage von Mühle anzusehen.


    1990 entstand aus dem ehemaligen VEB Glashütter Uhrenbetriebe die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH. Seit dem Verkauf dieser Firma an Heinz W. Pfeiffer und der Gründung der Fa. "Glashütte Original" im Jahre 1994 werden definitiv keine ETA-Werke verwendet - d.h., dass Uhren mit dem bekannten Schriftzug "Glashütte" und ETA-Werken nichts mit dem Qualitätsstandard der Uhren der Firma "Glashütte Original" gemein haben. Übrigens kann man aus keiner Uhr allein aus Gründen der Stückzahlen einfach eine "Luxusuhr" machen, es gehört auch eine entsprechende Fertigungsqualität dazu - ich empfehle mal einen Besuch der Manufaktur!

  • Das oben zu den Glashütter Uhren Gesagte ist so nicht richtig.


    Die jetzige Fa. Mühle erfüllt die 50% Wertschöpfung locker, demnach tragen diese Uhren zu Recht den Zusatz "Glashütte". Unter den derzeit in Glashütte ansässigen Uhrenherstellern, die ETA- oder Selitta-Werke einbauen, werden diese bei Mühle am umfangreichsten modifiziert (eigener Rotor, eigene Feinregulierung, teilweise eigene Dreiviertelplatine....), d.h. erfahren dort die größte Wertschöpfung in Glashütte.


    Ganz wichtig ist aber eine EInschränkung: heute trifft das zu Mühle Gesagte zu. Vor nicht allzu vielen Jahren war Mühle nicht viel mehr als ein Einschaler mit den bekannten Folgen, insbesondere der Insolvenz aufgrund des Rechtsstreits mit NOMOS. Und ob Mühle die Wertschöpfungsregel "locker" erfüllt, möchte ich mal unkommentiert lassen. Union muss sich dafür heute nämlich eine ganze Menge einfallen lassen. Was aber bspw. das Besondere an der Werkmontage in Glashütte ist, was diese von einer Montage in der Schweiz unterscheidet und ergo zum Schriftzug "Glashütte" wesentlich beiträgt, blieb mir bisher verborgen. Ein Schelm, der hinter dem Schriftzug in dem einen oder anderen Fall nicht mehr als geschicktes Marketing vermutet. :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Ob kommentiert oder nicht, zur Wertschöpfung bei Mühle gab es im Rahmen des Rechtsstreits genügend Gutachten. Und wer von den in Glashütte ansässigen Fremdwerkeeinschalern verändert so viel an den Werken durch eigene Entwicklungen wie Mühle: Spechthalsregulierung, Unruhkloben, Automatikbrücke, Rotor, Dreiviertelplatine - Dinge, die jeder sehen kann.


    Woanders sieht man nichts oder nicht viel, außer vielleicht einem Namenszug auf dem Originalrotor... Da kommen mir viel eher Zweifel an den besagten 50% !


    Es scheint aber wohl eine ganze Reihe von "geschickten Marketingstrategen" zu geben, die sich am guten Ruf der Glashütter Uhren die Hände wärmen :rolleyes: .