Wer hat Ahnung von Einhandmesser/Klappmesser

  • Heute gab es bei mir trotz nur eines Neuzugangs gleich mehrere Premieren. Ich habe jetzt meinen ersten Folder


    - mit Reverse Tanto-Klinge,

    - mit Vollcarbon-Griffstück,

    - mit CPM S90V-Klingenstahl und


    all das mitbringend mein erstes Benchmade: das Osborne 940-1 aus der Blue Class-Modellreihe.


    Den Namen hat das gute Stück vom Messermacher und -designer Warren Osborne. Der gebürtige Australier, welcher später nach Texas umzog, verkaufte sein erstes Custom-Messer 1980. 1985 wurde er Mitglied auf Probe in der amerikanischen Knifemakers Guild, der er im weiteren Verlauf mehrere Jahre als Direktor diente. Für Benchmade entwickelte er u. a. die Modelle Contego, den Proxy Flipper und eben das 940. 2016 verstarb Warren Osborne nach langem Leiden an Leber- und Blasenkrebs (Quellen: blademag.com, knifenews.com).


    So traurig es ist, dass Osborne nicht mehr unter uns weilt, so sehr freut es mich, nun eine seiner Kreationen mein Eigen nennen zu können.




    Das in den USA hergestellte Nine Forty Dash One ist offen 20 cm und geschlossen 11,4 cm lang. Ohne den tip-up/r-l montierbaren Clip ist es 11 mm breit und wiegt 68 Gramm.




    Die auf 59-61 HRC gehärtete Flat Grind-Klinge im Stonewash-Finish bringt es auf eine 8,4 cm lange Edge und ist 3 mm stark. Das ganze wie bereits erwähnt in S90V - einem martensitischen, pulvermetallurgischen Hochleistungsstahl aus dem Hause Crucible mit überragender Verschleißfestig-, grandioser Korrosionsbeständig- und extrem hoher Zähigkeit.




    Die Carbon-Scales sitzen nicht auf Trägerplatten aus Metall im herkömmlichen Sinn, sondern umschließen minimalistische, unauffällige und lediglich rudimentär skelettierte Liner, welche nur oben und unten hinter der Klingenwurzel zum Vorschein kommen und dort jeweils flächig mit Jimpings versehen sind.

    Geöffnet wird per Thumbstuds, während das von Benchmade patentierte Axis-Lock die Verriegelung übernimmt.

    Zusammengehalten wird das 940-1 von vier Schrauben plus Klingenlager; letzteres mit Phosphor-Bronze-Washern. Blau eloxierte Spacer bringen etwas Farbe ins Spiel.


    Das Messer liegt gut und sicher in der Hand, obwohl die Scales nicht strukturiert sind. Der gewölbte Mittelteil und elegant geschwungene „Blood Grooves“ auf beiden Seiten verhindern, dass man vom Griff abrutscht.


    Das Öffnen mit den Daumenpins ist leichter als ich dachte. Denn obwohl die Pins ziemlich nah am Griff liegen und letzterer keine Aussparungen in dem Bereich hat sind sie sehr gut erfühl- und bedienbar. Sind die Finger trotzdem zu dick oder ist man eher grobmotorisch unterwegs kann man einen Vorzug des Axis-Locks nutzen: einfach die Verriegelungswalze mit Daumen und Zeigefinger beidseitig nach hinten ziehen und einen ordentlichen Schwung und die G-Force locker-flockig die Arbeit machen lassen.



    Das 940-1 ist soweit hervorragend verarbeitet. Das Carbon hat keine Lunker oder die gerne mal vorkommenden „fransig“ wirkenden Ränder. Die Klinge ist perfekt zentriert und läuft weich und genau dem richtigen Maß an Widerstand in ihren Lagern.




    Einziger Kritikpunkt in dieser Rubrik: Die Griffstückschrauben sind etwas zu lang und stehen auf den Innenseiten jeweils ungefähr einen halben Millimeter über. Äußeres Erscheinungsbild und Funktionalität stört das in keinster Weise; auch sind die Überstände gleichmäßig. Aber bei einem Messer dieser Preisklasse hätte ich von Benchmade mehr Akkuratesse und bündig endende Schrauben erwartet.



    Ein wenig fehl am Platz mag vielleicht der für die Maße des Messers etwas überdimensionierte und grobschlächtige Clip sein, welcher so ähnlich - nur noch größer - auch bei den Tacticals von Emerson verbaut wird. Und auch beim 940-1 bereits im Neuzustand aussieht wie schon mal verdaut.

    Andererseits mildert er den Gentleman-Charakter des Osborne etwas ab. Ein Kontrast, der mir persönlich ganz gut reinläuft.


    Zum Lieferumfang gehören eine stabile Schachtel mit Styropor-Inlay, eine Bedienungs- und Pflegeanleitung sowie ein Aufbewahrungs-Büdel aus Stoff.





    Verkäufer war zum wiederholten Mal mein österreichischer Messer-Buddy, welcher mit dem 940-1 nur kurz ein wenig gespielt, dabei damit nicht ausreichend warm wurde und aktuell lieber das Spyderco Military als EDC nutzt.

    Wohl in Erwartung einer längeren Verweildauer bei ihm hatte er es aber noch per Sharpmaker auf Rasiermesserschärfe gebracht, wovon sich einer meiner Finger auch gleich mal überzeugen durfte. Das fetzt ähnlich aggressiv wie die Spyder-Edge meines Matriarch 2.