Wer hat Ahnung von Einhandmesser/Klappmesser

  • Glückwunsch mein Lieber. Gut gemacht

  • Heute sind zwei Real Steel bei mir eingezogen. Einmal, weil ohne Folder geht es nicht, das Sidus Moon Glow Carbonfiber Special Edition 7462 und - kurz Luft holen - zur Abwechslung auch mal wieder ein Fixed, nämlich das Sorrow 3821 Black. Beide stammen aus der Zusammenarbeit mit Jakub Wieczorkiewicz von Poltergeist Works aus Polen.


    Zunächst zum Sidus:

    Gefährlich ist es 20,6 cm lang, harmlos 11,7 cm. Die Breite liegt ohne Clip bei 15 mm. Für seine Größe finde ich es mit 120 Gramm recht leicht.




    Die 2,9 mm starke, gestrahlte Plain Edge-Drop Point-Klinge ist 9 cm (davon 8,9 cm Edge) lang. Aufgelasert sind der Hersteller-Schriftzug, die Bezeichnung des verwendeten Stahls und ein kleiner Poltergeist. Abweichend von Jakubs eigenen Foldern ist die Klinge nicht aus RWL34 oder CPM S35VN, sondern aus D2. Da war der chinesische Budgetierungsrotstift am Werk.






    Die Scales sind aus „glow-in-the-dark-shredded-carbonfiber“, montiert auf großzügig skelettierten Edelstahllinern. Sofern es vorher genug Licht abbekommen hat glowed das mit - versenkten, daher eher als Designmerkmal durchgehenden - Jimpings versehene Distanzstück am Pommel ebenfalls in the dark. Auch oben an der Klingenwurzel und am Lockbar gibt es Antiabrutschzähne.



    Herausgeholt wird die Klinge per Loch, die Verriegelung erfolgt mittels Linerlock.

    Das Griffstück wird Poltergeist-typisch lediglich von zwei Schrauben - mit Durchblick - zusammengehalten, welche dafür aber einen geradezu monströsen Durchmesser haben. Eine davon fungiert parallel als Klingenlager und nimmt die ölimprägnierten Phosphor-Bronze-Washer auf.




    Der hochglanzpolierte, schmale Edelstahlclip kann nur in der Position tip-up/r montiert werden. Wie beim kürzlich vorgestellten SRM macht er auf Deep Carry, aber auch hier schaut noch der Bürzel des Messers aus der Tasche.

    Am Buttend findet sich eine längliche Lanyard-Öse.



    Die Scales sind der Hammer: jede Änderung des Blickwinkels lässt die Oberfläche anders erscheinen. „Aufgetankt“ mit Licht könnte man meinen, zusätzlich zum Carbon wurde auch Kryptonit verbaut.





    Durch die Formgebung liegt das Messer gut und sicher in der Hand, obwohl die Carbon-Oberflächen sehr glatt und auch nicht partiell strukturiert sind.

    Das Öffnen ist zumindest für meine Handgröße etwas tricky. Das Loch in der Klinge ist nicht sehr groß und die Aussparungen in Liner und Scale gegenüber dem Lockbar nicht sehr tief. Zusammen mit dem doch recht breit bauenden Griff muss ich den Daumen schon mit Nachdruck gegen die Klinge pressen um nicht abzurutschen.


    Die Verarbeitung ist dann wieder phänomenal. Alle Einzelteile sind sauber zusammengefügt, Liner und Scales weisen wie auch Klinge und Clip eine tolle Oberflächenbearbeitung auf und liegen ohne Überstände passgenau aufeinander. Die Klinge sitzt mittig und wackelt nicht; ihr Gang ist angenehm weich und arretiert mit einem wohlklingenden Klacken.



    Im Vergleich zum Teilzeit-Green Lantern und insgesamt eher gentleman-liken Sidus fährt das Sorrow dagegen das Survival-Kontrastprogramm.

    Seine ebenfalls aus D2 bestehende Drop Point-Klinge im Stonewash-Finish ist 12,6 cm lang, 4,5 mm stark und geht Full Tang durch bis zum Pommel. Zusammen mit dem 14 cm langen Griffstück kommt es auf 26,4 cm Gesamtlänge. Die mittelstark strukturierten, sicherheitshalber gleich mit vier Schrauben befestigten Griffschalen sind aus G10.







    Ein sehr tiefer Choil für den Zeigefinger sowie Jimpings für den Daumen, den Ring- und den kleinen Finger geben einen Top-Halt, welcher durch das leicht nach oben gezogene obere Buttend noch unterstützt wird. Statt einer Öse gibt es einen unauffällig integrierten Steg zwischen den Scales für die Anbringung eines Sicherheitsbändsels. Bei den Poltergeist-Customs heißt diese Art der Lanyardbefestigung P.L.M.S. - Phantom Lanyard Mounting System.





    Untergebracht wird das Sorrow in der mitgelieferten, schön flach gehaltenen Kydex-Scheide mit - glücklicherweise abnehmbarer; s. u. - Nylon-Gürtelschlaufe. Das Komplettpaket wiegt 344, das Messer allein kommt auf 245 Gramm.




    Auch beim Sorrow gibt es in Sachen Qualität nichts zu meckern. Die Scales sitzen bündig auf dem Stahl; die Schrauben sind sauber im G10 versenkt. Kein Grat trübt Optik und Haptik.

    In die Sheath rastet das Messer passgenau ein; dort hält es selbst kopfüber auch ohne Verwendung der Druckknopf-Sicherung an der Schlaufe.

    Das ist auch gut so, weil besagter Druckknopf a) scheizzfest sitzt, wenn er erstmal zu ist, was b) ein unerträgliches beidhändiges Gewürge braucht um ihn zu öffnen. Schnelles Ziehen ist damit jedenfalls absolut unmöglich. Wie war das? Budget, Rotstift…


    Die Schlaufe habe ich also direkt demontiert und stattdessen ein TekLok angeschraubt; jetzt ziehe ich schneller als mein Schatten und das sogar aus der Waagerechten.