Neuzugang: Der Chrono-Klassiker - Zenith El Primero Chronograph

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uhrenfreunde,


    wenn man schon einiges in der Box liegen hat, wird es zunehmend schwieriger, noch spannende Dinge zu finden. Eine sichere Sache für solche Momente des Innehaltens sind Klassiker. Ich bin ja eher ein Freund sehr schlichter Uhren und so haben bisher nur wenige Komplikationen den Weg zu mir gefunden. Chronos sind dabei noch eine Ausnahme - schöne, wie der alte AT-Chrono, besondere, wie die Split Minute, und legendäre, wie die Speedy. Und hier sollte es noch eine Ergänzung geben.


    Was kommt da in Frage? Da könnte man natürlich ganz groß einsteigen, z.B. mit einem VC 1141 auf Basis des Lemania 2320 - großes Tennis und preislich in den oft verschmähten Modellen von vor 10-20 Jahren zu erreichbaren Preisen verfügbar. Aber immer noch absolut (zu) viel Geld. IWC Flieger Doppelchrono? Auch ein Klassiker, aber im Prinzip schon vorhanden. Daytona? Geht für mich nicht. JLC? Da kommen wir der Sache schon deutlich näher - der neue Master Chrono gefällt mir gut. Geschenkt gibt es den allerdings auch nicht - und, wenn man ehrlich ist, war das JLC 751 nicht unbedingt eine Sternstunde des JLC-Erfindergeistes (auch wenn es unbestritten ein Top-Werk ist).


    Und dann bleibt eigentlich nur noch ein natürlicher Kandidat nach: Zenith El Primero. Das El Primero ist ohne Zweifel einer der uhrengeschichtlichen Meilensteine - entwickelt in den 60er Jahren und lanciert 1969 blickt das Werk auf eine über 40jährige Geschichte zurück. Keine Schönheit - sollte es auch nie sein. Aber robust, selbstaufziehend und vor allem genau - dank der typischen 36.000 Hz Frequenz, die die Messung von Zehntel-Sekunden ermöglicht.


    Vor allem ist das El Primero aber ein Überlebender einer anderen Zeit - und das im wahrsten Sinne des Wortes. In der Quartzkrise lag die Firma am Boden und die neue amerikanischer Mutter verfügte Mitte der 70er Jahre, nicht nur die Produktion mechanischer Werke einzustellen, sondern auch alle Produktionsmittel zu vernichten. Und dann begann eine jener Geschichten, die Uhren für mich so spannend machen. Leitende Mitarbeiter, allen voran Charles Vermot, haben den Befehl von oben schlicht ignoriert und die Werkzeuge und Formen versteckt. Und das ist kein Urban Myth - jedem Uhrenfreund sei diese fantastische Foto-Reportage von James Dowling (timezone) sehr ans Herz gelegt:


    The Attic, a trip to watchmaking's past


    Absolut lesenswert :gut: :gut: :gut: .


    Im Jahr 1978 war dann der Spuk vorbei, Zenith wurde an ein schweizer Maschinenbauunternehmen verkauft und Anfang der 80er Jahre kam es dann zur Wiedergeburt der mechanischen Uhr. Für Zenith zunächst als Lieferant für Ebel und dann ab 1984 auch wieder mit eigenen Uhren. Kern dieses Unterfangens war dabei wieder das El Primero, nun auch unter der aktuellen Bezeichnung Kaliber 400. Der absolute Durchbruch war natürlich, als Rolex 1987 das El Primero für die neu lancierte Daytona einkaufte (klassische Einschaler halt ;) ). Wobei die Veränderungen schon erheblich waren (u.a. wurde die Frequenz auf 28.800 Hz gesenkt).


    Was folgte war eine Phase solider, schlichter, für manche langweiliger Uhren bis Anfang der 00er Jahre und dann die komplette Umkehr unter "Mr. Hype" Nataf. Unförmige Gehäuse gepaart mit dubiosen Zifferblättern - doch auch hier überlebte das El Primero. Im Zuge der Finanzkrise gab es dann auch bei Zenith das große Aufräumen, Nataf ging und Jean-Frédéric Dufour kam 2009. Inzwischen wurde er schon ordentlich gefeiert, insbesondere für seine Strategie: Zurück zu alten Tugenden - El Primero in den Mittelpunkt stellen und wieder den Fokus auf klassische Uhren legen.


    Aus Sicht des Uhrenfreundes kein schlechter Weg - als Käufer sei aber eine kleine Abkürzung erlaubt: Wenn Zenith zurück zu den Wurzeln geht, muss man das ja nicht zu heutigen Preisen machen. Da gab es auch vor 10 jahren schon gute Sachen, die man heute günstig bekommen kann und deren Wertschätzung eigentlich stetig steigt. Zum einen natürlich die Chronomaster-Serie, z.B. hier vorgestellt
    http://www.watchtime.ch/conten…h-el-primero-chronomaster


    oder die El Primero Chronographen-Reihe - ganz schlicht und ergreifend und ohne weitere Komplikationen. Ganz wie es bei mir sein muss.


    Viel Text, jetzt gibt es Bilder - Zenith El Primero Chronograph, Kaliber 400Z, Baujahr 2001:














    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,


    Glückwunsch zum ElPrimero. Du wirst viel Freude mit der Uhr haben. Da bin ich mir sicher (habe selbst drei :gut: ). Die Uhr gehört in die Class-Reihe. Hier gab es Modelle mit Automatik als auch Handaufzug (EP reduziert um die Automatik-Gruppe). Die Uhren wurden von 1997 bis ca. 2003 produiziert-also auch noch in der Nataf-Ära! Jetzt fehlt nur noch eine Chronomaster ;)


    Viele Grüße aus HH

    • Offizieller Beitrag

    ... ja, so richtig sortiert habe ich mir die Zenith Produktlinien noch nicht, aber "Class" passt zur Uhr ;) - hast Du eigentlich Erfahrungen mit Revisionen/Service bei Zenith? In HH ist ja offenbar nur noch Becker als Konzi übrig :grb:


    Die klassischen Chronomaster-Modelle (wie im verlinkten Review) sind auch absolut schöne Uhren, besonders die silberne Variante - ich bin nur kein Freund von Uhrenbewegern und dann wird es mit Kalender-Komplikationen immer etwas nervig.


    Diese Variante des Chronos finde ich auch sehr gelungen:


    http://www.wertuhr.de/slide/ze…2-0501-400-24/index1.html


    Gruß,
    Christian

  • hast Du eigentlich Erfahrungen mit Revisionen/Service bei Zenith? In HH ist ja offenbar nur noch Becker als Konzi übrig


    Hallo Christian,


    stimmt, in HH gibt es nur noch Becker als Konzi. Das war schon mal besser ... Da ich in den letzten Jahren sehr schlechte Erfahrungen mit dem Service der Hersteller gemacht habe, lasse ich an meine Uhren nur noch freie Uhrmacher. Empfehlen kann ich hier Christine Genesis aus HH und Roland Wißmann aus Bünde. Christine Genesis hat z.B. für mich schon zwei Zenith EP überholt und ich war von der Arbeit sehr angetan. Das will schon was heißen, da ich ein "Penibel" bin :bgdev: . Zudem ist die Preisgestaltung deutlich moderater als beim Hersteller. In HH gibt es noch Martin Armsby im Univiertel. Der soll auch sehr gut sein. Werde dort in den nächsten Tagen mal aufschlagen, da ich ein Problem mit einer alten Minerva habe. Weitere Infos gerne über PN.


    Noch eine Anmerkung zum Chronomaster: das Einstellen des Kalenders geht mit dem mitgelieferten "Stift" sehr schnell - auch wenn die Uhr mal einige Wochen nicht angelegt war (max. 1-2 min). Ein Uhrenbeweger muß hier nicht unbedingt sein.


    Viele Grüße

  • Das ist für mich immer noch das schönste, klassisches El Primero Modell und zwar noch aus einer Zeit, als die Uhren noch einen fairen Preis hatten.


    In dem Zeitraum davor und danach gab es ja einige „extreme Schönheiten“, die bei einer Misswahl nicht über die Stadtteilgrenzen herausgekommen wären.


    Ich kann mich glücklich schätzen, daß ich selber einen El Primero besitze, vergoldet zwar und daher nicht so ganz "up to date" , der aber auch noch ein klassisches Gehäuse hat.

  • Glückwunsch, ein ganz feines Ührchen!


    Geh ich recht in der Annahme, dass du sie bei Wilfart gekauft hast? Ich hab auch schon kurz gezuckt, ob ich in der Mittagspause mal hinschaun soll, aber da ich schon zwei Zenith mit dem Kaliber besitze, hat die Vernunft gesiegt.


    Viel Freude mit dem Schnellschwinger.