Vielleicht das derzeit beste Stahlband auf dem Markt!?

  • Hallo Freunde,


    nach meinem Erfahrungsbericht über meine rechte neue Glashütte Original Sport Evolution Panoramadatum möchte ich Euch heute
    noch etwas zum Stahlband der Uhr berichten.


    Zu einer Uhr gehört unweigerlich ein Band und von diesem hängt maßgeblich der Tragekomfort ab. Für mich persönlich ein ganz entscheidender
    Punkt beim Uhrenkauf. Wie schon im Erfahrungsbericht zur Uhr geschrieben trägt sich diese GO trotz der fehlenden Zierlichkeit sehr gut.
    Dies liegt zum Einen am konkaven Gehäuseboden (samt konkav gebogenem Glas):



    zum großen Teil aber eben auch an dem Stahlband.


    Ein Artikel über ein Uhrenarmband? Man möchte meinen, dass es über ein Armband wohl kaum genug zu berichten gibt als das es
    einen Artikel füllen könnte.
    Und doch! Dieses Band hat mich, ebenso wie auch die Uhr an sich, erheblich beeindruckt. Und auch mit Blick auf die vielen anderen
    Uhren und Metallbänder, die ich im Laufe der letzten 20 Jahre in und an den Händen gehabt habe stellt dieses Band etwas Spezielles
    dar.



    Die Verarbeitung dieses Bandes ist, und das darf in dieser Klasse auch gar nicht anders sein, ohne Mängel.
    Das Band bzw. desse Glieder zeigen kaum Spiel und die Schließe hält die Uhr sicher am Arm.
    Aber auch das darf man getrost erwarten.


    Was macht also dieses Band so speziell?
    Hierzu möchte ich kurz erwähnen, was mich an anderen Stahl- und Titanbändern bisher gestört hat und gleichzeitig
    zeigen, wie GO diese Punkte gelöst hat.


    1. Bei vielen Bändern ist es noch immer sehr aufwändig und schwierig, das Band zu kürzen. O.k., dass macht
    man i.d.R. nur einmal ganz am Anfang. Aber zum Gesamtkonzept einer guten Uhr und insbesondere auch
    einer Taucheruhr gehört ein pfiffiger Mechanismus zum Kürzen / Demontieren des Bandes einfach dazu.
    Und als Taucher, der alle seine Taucheruhren auch tatsächlich intensiv und oft unter Wasser und am Strand
    verwendet baue ich regelmäßig die Metallbänder meiner Uhren komplett auseinander, um z.B. Sand aus den
    Spalten zu entfernen.


    Hier hat GO einen sehr netten und funktionssicheren Mechanismus erdacht. Auf der Innenseite des Bandes existiert
    an jedem Bandglied eine kleine Schraube:



    Diese kann man mit einem Schraubendreher um 90 Grad drehen.




    In dieser Position rastet die Schraube etwas versenkt ein.



    Nun kann man die Stege herausschieben und das Band demontieren:




    Hier mal der Verriegelungsmechanismus samt Steg in der Nahaufnahme:


    Der Steg hat eine Nut, in die eine Klinke greift, welche durch die Schraube geöffnet oder geschlossen wird:



    Hier die Bohrung für den Steg mal etwas näher, mit geöffneter Klinke:



    und mit geschlossener Klinke:



    Es gibt auch eine extra Bedienungsanleitung für das Band:


    und hier die Anleitung zur Demontage:



    2. Meist fehlt den Bändern eine praktikable Möglichkeit zur Feineinstellung, da ja die Handgelenke je nach
    Tageszeit und Jahreszeit durchaus, wenn auch leicht, ihren Umfang ändern (ähnlich wie Füße; das sollte man
    beim Schuhkauf beachten...!)


    Und hier zeigt sich die Wahre Stärke des GO-Bandes! Man kann das Band auch am Arm sehr einfach um insgesamt ca. einen Zentimeter
    kürzen oder verlängern.
    Hier die Schließe in der Draufsicht:



    und mal von innen fotografiert:



    In der Innenansicht könnt Ihr gut die Rastungen erkennen. Doch wie funktioniert das denn genau?
    Auf den folgenden zwei Bildern könnt Ihr die zwei Extrema (ganz lang und ganz kurz sehen)




    Nun zur Funktion en detail:
    Die Schließe ziert ein graviertes GO Logo:



    Dieses Logo ist nicht nur Schmuck, sondern auch eine gut verborgene Taste, mittels derer man das Band Verlängern oder verkürzen kann.
    Und das auch, wenn die Uhr am Arm ist! Das ist super praktisch!
    Auf dem folgenden Bild ist die Taste gedrückt und etwas abgesenkt (vgl. mit dem letzten Bild, auf dem die Taste im Ausgangszustand ist)



    Der Querriegel, der das Band in den Rastungen der Rastplatte fixiert, greift im Ausgangszustand in die Fräsungen ein



    und hier das Ganze in einer seitlichen Ansicht:



    Wenn man die Taste bedient, dann geschieht im Inneren der Schließe folgendes:
    Der Querriegel wird von der Rastplatte abgehoben und die Rastplatte wird samt Band (in Millimeterschritten) beweglich:



    und nochmal in der seitlichen Ansicht:



    Wenn man sich die Rastungen genau anschaut dann kann man erkennen, dass die Rastungen schräg wie bei einem Sägeblatt
    stehen:



    Das hat auch einen Grund! Wenn das Band die maximale Länge hat, dann kann man es per Feineinstellung kürzer machen ohne
    die Taste an der Schließe zu drücken indem man einfach das Band in die Schließe schiebt. Der Querriegel gleitet einfach über die
    Rastungen. Umgekehrt geht das so nicht.


    Hier das Spektakel mal in Bildern:


    Das Band ist auf maximale Länge eingestellt (hier nochmal in der Innen- und Außenansicht)




    Nun kann man, wenn man das Band etwas kürzer machen möchte, das Band max. 1 cm in die Schließe drücken:



    Wenn man nun das Band wieder länger machen möchte, so muss man die Taste an der Schließe drücken und das Band aus der
    Schließe ziehen.
    Hier mal meine Technik:


    Finger unter dem Band einhaken:


    Taste drücken:


    und mit dem eingehakten Finger am Band ziehen:


    und schon ist das Band wieder länger. Und das alles, ohne die Uhr vom Arm zu nehmen. Und erstaunlicherweise nutze ich diesen
    Mechanismus von Anfang an mehrmals täglich.


    3. Viele Metallbänder haben sehr viel Spiel und neigen zum klappern und man klemmt sich oft die Haare am
    Arm darin ein. Solche Bänder entwickeln dann im laufe der Zeit noch mehr "Stretch".


    Das GO Band bzw. sein Glieder sind sehr aufwändig aus dem Vollen gefräst und greifen, Gelenken nicht ganz unähnlich,
    ineinander.
    Da kann nichts ausleiern oder klappern!


    Hier mal ein paar Bilder:






    Die einzelnen Glieder werden nicht direkt miteinander verbunden sondern über Zwischenglieder:




    Und hier nochmal die Einzelteile des "Gelenkes":



    4. Bei einigen Bändern öffnen sich unbeabsichtigt die Schließen wenn man irgendwo hängen bleibt
    oder der Schließenmechanismus leiert aus (bei den Rolex-Oysterbändern musste man früher
    die Bleche immer etwas nachbiegen damit die Schließe wieder fasste)


    Die Schließe des GO Bandes wird über zwei Drücker geöffnet. Das verhindert das unbeabsichtigte Öffnen, wenn man z.B
    irgendwo mit der Schließe hängen bleibt. Bei den IWC Bändern ist mir das schon des Öfteren passiert.



    Die Schließe wird sogar über zwei Stifte beim Schließen zentriert:



    und im fast geschlossenen Zustand



    Die zwei Drücker bedienen keine einfach Klinke in der Schließe. Vielmehr bedienen sie eine der Schließenspangen.
    Auf den nächsten Bildern ist das gut zu erkennen:



    die Außenansicht:



    und die Innenansicht:



    Und das passiert, wenn man beidseitig drückt:




    genauer hingesehen passiert dabei folgendes:


    Der Ausgangszustand "Schließe geschlossen":



    und dann "Schließe offen":



    Hier nochmal die Einzelteile des Mechanismus:






    Da kann kaum etwas abnutzen! Auch nach Jahren nicht.
    Auch kann die Schließe nicht durch Druck auf eine der beiden Tasten geöffnet werden. Man muss stets beide Tasten drücken.


    5. Als Taucher ist es für mich wichtig, dass man jedes Teil eines Bandes tauschen kann, damit ich im Falle eines
    Schadens dieses Teil unkompliziert und kostengünstig wechseln kann.


    Wie Ihr weiter oben am Beispiel der Demontage der Bandglieder sehen könnt, lässt sich das Band meiner GO komplett zerlegen.
    Da ich dies immer in Ruhe mache ist es auch kein Problem, dass man einen kleinen Schraubendreher benötigt und nicht, wie
    z.B. bei der IWC, das auch mit zwei Holzzahnstochern zu machen ist.


    6. Da ich gerne mal das Band wechsele und gerne auch das Trieste-Band oder das Kautschuk- oder Lederband an der
    GO trage sollte das Band unkompliziert zu wechseln sein.


    Hier liegt meines Erachtens der einzige Schwachpunkt meines Uhr bzw. meines Bandes. Mein Band ist über Federstege am
    Gehäuse befestigt.





    der Gegenpart am Gehäuse:



    Und hier mal das Stahl- und das Triesteband nebeneinander:




    Das geht auch einfacher und praktischer, wie Glashütte Original selber am Beispiel der jüngeren Sport Evolution Impact Serie, der Schwesterserie
    der Sport Evolution Serie, wunderbar zeigt.
    Hier hat man im Bereich der Hörner am Gehäuse den gleichen Mechanismus integriert, den ich oben auch für die Bandglieder
    beschrieben habe.
    Hier ein Auszug aus der Bedienungsanleitung:




    Und hier ein paar Bilder von Uhren der Impact-Serie:




    Man kann diese Uhr an den durchbohrten Hörnern erkennen:



    (Quelle der drei letzten Bilder: PuristSPro)


    Im Gegensatz hierzu hat meine Uhr keine durchbohrten Hörner am Gehäuse:



    Ich bin mir sehr sicher, dass GO diese sinnvolle Technologie bald auch bei den Uhren der Sport Evolution Serie einführen wird.


    Noch ein paar Info´s zum band an sich:


    Das Band verfügt im Auslieferungszustand über 9 satinierte Mittelglieder plus zwei Bandanstössen und plus zwei halben Glieder jeweils
    an der Verbindung Schließe / Band. das kann wichtig sein, wenn man so eine Uhr gebraucht kaufen will. Oft fehlen ja Glieder bei solchen
    Uhren. Wer das Stahlband nachträglich bestellen will muss offiziell 1.600,00 Euro auf den Tisch legen. Viel Geld, aber eine lohnende
    Investition! Besser dürfte man aber fahren, wenn man die Uhr gleich mit dem Stahlband kauft. Die anderen Bandvarianten (Triesteband, ca. 350 Euro;
    Kautschulband mit Bandanstössen etwas über 400 Euro, Lederband ca. 250 Euro; alle Preise u.v.P) sind deutlich preiswerter
    nachzukaufen.


    So, das waren die Features des Stahlbandes dieser wundervollen Uhr.
    Da die Uhr aber wesentlich mehr als nur "Band" zu bieten hat hier noch ein paar Eindrücke der Uhr:




    Hier die gewölbte Lünette und das bombierte Safirglas:





    Und auch der Rücken kann entzücken:





    So, nun bedanke ich mich für Eure Aufmerksamkeit!


    Gruß!


    Sascha

  • :verneig::verneig::verneig:



    Genial, das Band wie Dein Bericht incl. Bilder.



    :gut::gut::gut:



    Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Du hast den falschen Beruf.


    Aber im nächsten Leben sehen wir Sascha bestimmt in der Uhrenbranche (wo oder wie auch immer).



    ;)

  • Danke Armin!


    Nö, auch im nächsten Leben werde ich wohl wieder in der Watchlounge sein und hier mein Unwesen treiben. :bgdev:


    Und in der Uhrenbranche könnte ich wohl nur bei ganz wenigen Marken glücklich werden.
    Die Marketingblasen der meisten Marken würden mir eher Bauchschmerzen machen.
    Ich stehe eher auf Substanz! ;)


    Gruß!


    Sascha

  • hallo Sascha,

    vielen Dank für den tollen Bericht ! :respekt:

    hatte heuer das Glück, dass ich in Glashütte das Museum besuchen konnte.
    Einfach ein Traum! :gut: ..... der GO Sport Evolution Chronograph steht ganz oben mit auf meiner Wunschliste ! :bgdev:

    .... muß ich wohl noch etwas sparen!

    Servus und Gruß aus dem Fichtelgebirge :wink:
    Peter

    Servus und Gruß
    Peter

    Es gibt etwas, das sollte man nicht nur von seiner Uhr, sondern auch von sich selbst verlangen:
    NIEMALS STEHEN ZU BLEIBEN !

  • Eine Dissertation zum Thema "Das Edelstahlarmband aus Glashütte/i. Sa. in Theorie und Anwendung" hatten wir auch noch nicht. Du bist ab sofort "Dr. Edelstahlarmband Sascha" für mich :respekt: !

  • Respekt, wirklich ein sehr informativer Bericht, Vielen Dank!


    Eine Frage hätte ich noch als Neuling im Bereich GO: Ist das Stahlband nur an dem Impact-Chronograph passend bzw. vorhanden? Ich liebäugele nämlich mit dem "normalen" Sport Evolution Chronograph (Ref. 39-31-43-03-14), und weiss momentan nicht, ob hier ein anderes Metallarmband verbaut ist, bzw. ob das von Dir beschriebene dort passen würde.


    Danke & Frohe Weihnachten Euch allen!


    Gruss Jolig

  • Der Sport Evolution Chronograph mit der Referenz 39-31-43-03-14 verfügt über exakt das gleiche Stahlband wie
    es an meinet Sport Evolution Panoramadatum verbaut worden ist. Meine Uhr hat ja nahezu das gleiche Gehäuse
    wie der Chronograph.
    Und im Grunde sind auch an den Uhren der Impact Serie die gleichen Bänder verbaut (hinsichtlich der Möglichkeit,
    das Band zu kürzen und hinsichtlich der Feinverstellung an der Schließe). Nur die Art der Befestigung am Gehäuse
    ist anders (s.o.)


    Gruß!


    Sascha

  • mal abgesehen davon, dass das Band einfach nur :gut: ist muss ich hier mal was loswerden:


    Liebe Glashütte Original, habt Ihr schon einmal einen geileren Bericht über eines Eurer (Teil-)Produkte gesehen???


    Ich möchte vorschlagen, dass Glashütte Original dieses Band ab nun offiziell nach Sascha benennt oder ihm eine Sonderedition widmet.


    Was für ein Hammer-Bericht, ehrlich wahr :verneig::verneig::verneig:



  • Dann bist Du ja bei IWC genau richtig! :bgdev:


    Aber schöner und interessanter Bericht und das Band ist auch nicht schlecht! :gut:

  • Wow das ist Qualität die schlichtweg überzeugt.


    Dazu dieser wirklich perfekte Bericht,der in seiner Informationstragweite herausragend ist.


    DANKE für dieses Stück Arbeit Sascha/Glashütte