AP eigen oder Konzern?

  • Die Geschichte von Audemars Piguet
    Eines der bemerkenswertesten Unternehmen in der Schweizer Uhrenlandschaft wurde 1875 von Jules-Louis Audemars und Edward-Auguste Piguet in Le Brassus gegründet. Beide stammten aus Uhrmacherfamilien und waren auf die Herstellung von komplizierten Uhren spezialisiert. Währen die begandeten Uhrmacher bislang in erster Linie für andere bekannte Häuser arbeiteten, wurde nach der Gründung der Aktiengesellschaft 1881 nur noch Uhren unter eigenem Namen hergestellt. Hierbei handelte sich praktisch ausschliesslich um hochkomplizierte Taschenuhren mit Schlagwerken, Mondphasenanzeigen, Chronographen und ewigen Kalendern. An der Weltausstellung 1889 erregten die Kreationen grosses Aufsehen und so konnten, neben einer Filiale in Genf, Agenten in allen wichtigen Städten der Welt verpflichtet werden.


    Aufgrund der enormen Nachfrage musste 1907 in Le Brassus eine komplett neue Fabrik gebaut werden, die historischen Gebäude werden auch heute noch von Audemars Piguet genutzt. Auch im Wohnhaus der Familie Audemars, in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes, befindet sich das Museum und die Produktionsstätte für komplizierte Taschenuhren.


    Die Söhne Paul-Louis Audemars und Paul-Edward Piguet übernahmen den Betrieb nach dem Tod der Väter, mussten allerdings während der Weltwirtschaftskrise schwere Rückschläge hinnehmen. Der Betrieb schrumpfte auf drei Uhrmacher und produzierte 1929 noch gerade mal zwei Uhren. Danach verschob sich das Sortiment ins mittlere Preissegment und man übernahm auch die Produktion für zahlreiche andere Uhrenmarken. Mit dem Aufkommen der Armbanduhren war für Audemars Piguet die Krise überwunden, schliesslich hatte man schon genügend kleine Uhrwerke im Programm und konnte auch Komplikationen wie Minutenrepetitionen und ewige Kalender im Kleinformat herstellen. Speziell tönende Uhren hatte das Unternehmen immer schon in vielen Variationen im Programm, so gab es Repetitionen die mit einem Hebel auch einfach auf Stunden- und Viertelstundenschlag umzustellen waren.


    Eine besondere Spezialität sind bis heute extraflache Uhren. Audemars Piguet führt sowohl bei Handaufzug mit 1,64mm, bei Automatik mit 2,45mm wie auch bei ewigen Kalendern die internationale Rangliste an. Auch bei Taschenuhren hängt die Messlatte mit 1,9mm extrem hoch und das flachste Tourbillons der Welt kommt ebenfalls aus den Hallen an der Rue de France. Doch nicht nur die Flachheit ist eine Spezialität bei Audemars Piguet, auch seltene Komplikationen wie springende digitale Stunden gab es schon um 1892, auch die Starwheel mit ihren Saphirglasscheiben zur Anzeige der Stunden ist ene technische Innovation. Dazu kamen auch immer wieder besondere Gehäuse, deren Krümmung sich die Werke anpassen mussten und - bis heute einzigartig - die Fähigkeit, jedes Uhrwerk auf Bestellung skelettiert zu liefern.


    Dem Unternehmen gebührt der Verdienst, das erste Tourbillon in einer Armbanduhr gebaut zu haben, das Canapé Kaliber 2871 ist in jeder Hinsicht ein Superlativ. Sein Käfig misst 27 x 20 mm bei einer Höhe von 6 mm und besteht aus 146 Einzelteilen. Es wurde 1999 in einer Auflage von 25 Stück gebaut. Bereits 1986 wurde das bis heute flachste Tourbillon mit automatischem Aufzug entwickelt.


    Trotz all dieser Leistungen war Audemars Piguet anfangs ein Name für Insider und Liebhaber, die grosse Masse der Uhreninteressierten nahmen erst ab 1972 Notiz. Grund dafür war die Vorstellung der Royal Oak anlässlich der Basler Messe. Eine sportliche Stahluhr mit der damals ungewöhnlichen Grösse von 38,5mm und einem Preis der etwa beim Achtfachen einer Rolex Submariner lag, versetzte die Fachwelt in Erstaunen. Bislang waren teure Uhren aus Gold oder Platin gefertigt, Stahl war im Luxussegment nicht zu finden. Die Royal Oak, ein Entwurf des Designers und späteren Uhrenherstellers Gerald Genta, war ursprünglich nur als limitierte Serie von etwa 1000 Stück geplant, man glaubte bei Audemars Piguet selbst nicht an den Erfolg. Der stellte sich aber mit solch einer Macht ein, dass nicht nur die Kapazitäten massiv erhöht werden mussten, auch weiter Modellvarianen folgten recht bald. Den Konkurrenten fror das Lächeln auf den Gesichtern buchstäblich ein und es dauerte nicht lange, bis auch Patek Philippe mit der Nautilus und Vacheron Constantin mit der Overseas derartige Uhren im Angebot hatten, allesamt von Gerald Genta gezeichnet.


    Wie bei Jaeger-LeCoultre ist auch bei Audemars Piguet die Fertigungstiefe bemerkenswert hoch. auch hier werden aus den Halbzeugen Messing, Stahl und Edelmetallen komplette Uhren im Hause gefertigt. Lediglich Rubine, Gläser, Lederbänder, Zifferblätter und Zeiger lässt man von Spezialisten anliefern. Bis vor Kurzem hielt Audemars Piguet noch einen Anteil von 40% an Jaeger-LeCoultre, dies sicherte die Lieferung von Rohwerken. Durch die Übernahme der Richemont-Gruppe wird diese Quelle mehr und mehr versiegen, so konztentriert man sich in Le Brassus seit Jahren auf die Entwicklung neuer Werke, einige davon sind bereits verfügbar.


    Audemars Piguet gehört auch heute noch den Gründerfamilien und ist damit eine der wenigen freien Manufakturen. Zum Unternehmen, dass von Georges-Henri Meylan geführt wird, gehört die ehemalige Renaud & Papi in Le Locle, eine anerkannte Hightech-Schmiede mit den Besten der Branche, die von ehemaligen Mitarbeitern gegründet und nun wieder in den Schoss des Mutterhauses zurückgekehrt ist. Insgesamt sind rund 600 Mitarbeiter beschäftigt und stellen jährlich etwa 20000 Uhren her.

  • ja, ich bewunderte eine GG AP bei einem Mitspieler der daraufhin von seinen kontakt zur Gründerfamilie sprach, da wollte ich doch wissen ob er ein wenig dick aufträgt....

  • Hallo,


    Von den großen, bekannten Marken befindet sich nicht nur AP in Besitz der Gründerfamilie bzw. deren Nachkommen. Chronoswiss gehört dem Gründer selbst. Daneben gibt es noch kleinere Marken wie z.B. Jörg Schauer, die nach wie vor in Besitz des Gründers sind.


    Rolex gehört der Hans Wilsdorf Stiftung. Wilsdorf war der Gründer von Rolex.


    Girard-Perregaux, Patek, Breitling, Frank Muller und Ulysse Nardin befinden sich in Besitz von Familien/freien Unternehmern, die diese Marken im Laufe der Zeit gekauft haben.


    Alle anderen bedeutenden Marken gehören den Konzeren Richmont, Swatch Group oder LMVH. Gerade diese 3 Konzerne bündeln heute eine enorme Markt- und Marketingmacht und versuchen, die "freien" Marken wo immer möglich an die Wand zu drücken. Vor allem werden mit viel Marketing-Druck viele Halbwahrheiten erzählt (z.B das Thema Manufaktur-Kaliber).


    Beeindruckend finde ich, wie sich die freien Marken trotzdem behaupten. Neben Patek und Rolex, die selbst eine enorme Marktmacht haben, haben sich in den letzten Jahren gerade GP, AP und Chrronoswiss recht gut entwickelt. Eigentlich müsste man diese Marken viel mehr unterstützen.


    Schönen Gruß


    Ralf

  • Du hast natürlich recht; es gibt ein paar kleine und kleinere Manufakturen, die sind in Gründerhand (oder die wollte noch keiner kaufen).
    Von den "Großen" aber, und dazu zähle ich nicht Jörg Schauer oder Parmigani, Muller, Chronoswiss u.s.w., sondern vielmehr Rolex, PP, BP, Lange, Brequet und Jaeger ist AP die einzige Manufaktur, die noch in der Hand der Gründerfamilie ist.

  • Melde mich zwar ein bisschen spät, aber möchte dennoch meinen Senf dazu abgeben. Richemont ist meiner Meinung nach unter den großen Konzernen der am meisten "Uhrmacherorientierte". Zu ihnen gehört neben Lange auch nun ja auch "Jaeger Le coultre", die wohl eine der ehrlichsten, im wahrsten Sinne des Wortes Preis-Wertesten und vor allem echten Manufakturen auf dem Markt sind.